Alle arbeiten aneinander vorbei
Glasfaser ist die Technik der Zukunft. Glasfaser wird auch in Hiltrup verlegt. Man unterschreibt und wartet auf das Geschwindigkeits-Wunder, moderne Zeiten sozusagen. Was dann kommt, ist auch ein Wunder. Dreimal hintereinander sind schon Leute dagewesen und haben ein und denselben Keller besichtigt: Hier soll die Glasfaser ankommen, hier soll ein Technik-Kasten an die Wand. Visco war da, dann ein unverschämter rumänischer Bauarbeiter; dann noch einmal Visco, diesmal zusammen mit einem Mitarbeiter der münsterschen Stadtnetze.
Alles klar, nur kein Termin.
Dann meldet sich die Telekom, per Email. Im Glasfaserportal soll man Informationen finden, und man findet auch welche. Sie sind fehlerhaft. Man ruft ein Callcenter an, und – eine phänomenale Neuerung der Telekom – es wird freundlich geholfen, „hier wirst du geholfen“ stimmt ausnahmsweise. Angeblich ist alles in der Spur, die Korrektur des Fehlers veranlasst.
Heute melden sich wieder zwei, die in den Keller wollen. Von den Stadtnetzen ruft jemand an und will einen Termin ausmachen. Er will wieder in diesen Keller, will festlegen, wo die Glasfaser ankommen und der Kasten an die Wand soll. Man kennt das inzwischen, geduldig klärt man den guten Mann auf: Dreimal waren hier schon welche, dreimal war man sich einig, wie es gehen soll. Einmal mehr steht das Chaos-Wundern an. Da muss man doch mal die Kollegen fragen, also bis bald.

Das war der erste an diesem Tag. An zweiter Stelle meldet sich die Telekom per Email – nein, genauer: Als Absender sind im Text der Email die Deutsche Telekom und die Stadtwerke Münster genannt. Sie machen Druck und wollen auch in den Keller, wollen auch einen Termin machen. Ihr „Ausbaupartner“ soll vor Ort den Glasfaseranschluss planen, und dazu soll man im Glasfaserportal einen Wunschtermin buchen.
Offensichtlich geht bei der Terminplanung alles drunter und drüber. Denn diese Email enthält noch einen ganz besonderen Hinweis: „In manchen Fällen kann es sein, dass bereits zuvor im Zuge einer Ortsbegehung oder bei Arbeiten für die Gebäudezuführung unser Ausbaupartner für den Tiefbau mit Ihnen die nächsten Schritte besprochen hat – unabhängig davon ist der Besichtigungstermin für uns eine Voraussetzung für den weiteren Ausbau und muss entsprechend vereinbart und durchgeführt werden.“ Also: Was schert uns das Geschwätz von gestern.
Was macht man jetzt? Wunschtermin buchen und danach einen anderen Wunschtermin mit den Stadtnetzen vereinbaren? Oder keinem mehr glauben und gar nichts tun?
Man wartet vorsichtshalber einen Tag, aber nichts rührt sich. Den Stadtnetzen hat es offenbar die Sprache verschlagen. Also bucht man erst einmal im Glasfaserportal der Telekom einen Wunschtermin. Mal sehen, wer dann alles vor der Tür steht.
Am Wunschtermin steht der „Ausbaupartner“ vor der Tür. Besichtigt den Keller (langsam sollte man Eintritt nehmen, bei dem Andrang), besichtigt Verlegemöglichkeiten für die Verteilung im Haus, macht Fotos, schickt anschließend ein Protokoll. Einen Termin nennt er nicht: Da muss ja erst der Hausanschluss, und dann … also bestimmt zwei bis drei Monate…
Nur von den Stadtnetzen hat man nichts mehr gehört.
Und wie ging’s weiter?
Na, am 19.8.2025 ist dann doch ein Tiefbautrupp angerückt und hat sich mit Schaufel, Erdrakete und Bohrer bis in den Keller gearbeitet. Da hing dann so ein dünnes Plastik-Leerrohr aus der Wand. Das war’s erst mal wieder.
Wochen später ruft wieder jemand von Visco an, und am 18.10.2025 steht wieder ein Monteur vor der Tür. Er montiert endlich den Kasten an die Wand, in dem jetzt das Leerrohr endet. Sein Kollege schickt mit Druckluft die Glasfaser bis in den Kasten. Zwei Anläufe braucht er dafür, weil irgendjemand im Untergrund die Leerrohre vertauscht hat.
Und dann geht wieder nichts mehr. Alle haben – man kennt das schon – nicht miteinander geredet: Auf dem Arbeitszettel steht, dass es in diesem Haus nur eine Wohneinheit gibt. An der Tür sind drei Klingeln, das hat der Monteur schon gesehen und sich gewundert; der Druckluftkollege hat zwei Einheiten auf seinem Zettel stehen. Werden nun im Kasten an der Wand eine, zwei oder drei Glasfasern angeklemmt? Also wird mal wieder nicht weitergemacht. Macht nichts: Die Glasfaser geht sowieso erst 2026 in Betrieb.
(Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 3.11.2025.)