Putin in Hiltrups Untergrund

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Glasfaserausbau: Die Stadtwerke und das Chaos der Putin-Freunde

In Hiltrup läuft gerade der Ausbau des Glasfaser-Netzes. Stadtwerke und Telekom verlegen moderne Infrastruktur in den Straßen. Keine Baustelle ohne Chaos, das gilt leider auch hier. Die Leerrohre in den Gehwegen sind in kurzer Zeit verlegt, die Gehwegplatten liegen wieder.

Ein kurzes dünnes Kabel ragt vom Gehweg aus auf das Grundstück. Es liegt nicht an der Stelle, die mit einem Vertreter der Firma visco abgesprochen war. visco ist offensichtlich der Auftragnehmer der Stadtwerke, mit visco war im Detail vereinbart worden, wo es lang gehen soll: Mitte des Grundstücks von der Straße in den Vorgarten, mit Abstand von den Bäumen geradeaus durch den Rasen zum Haus. Dann war im Detail besprochen: Das Haus hat im Erdreich eine Außenisolierung aus Hartschaumplatten und Bitumenwellpappe, diese Isolierung möchte man nur ungern beschädigen. Kein Problem, hatte visco erklärt, dann geht der Anschluss eben oberirdisch durchs Mauerwerk ins Haus. Wann der Hausanschluss kommen soll, war offen geblieben.

Dann kam die rumänische Tiefbaufirma und verlegte Leerrohre: Mehrere dicke Leerrohre im Gehweg und ein dünnes Leerrohr vom Gehweg 1,5 Meter weit in das Grundstück – an der falschen Stelle. Nicht wie besprochen in der Mitte des Grundstücks, sondern unter der Gartenpforte her, ganz nah am Stamm eines großen Baumes (nur 130cm Abstand). Die Leute sprechen weder Deutsch noch Englisch. Schließlich fand sich jemand, der radebrechend einen Termin für den Hausanschluss nannte.

Der Termin und weitere Wochen verstrichen. Im Keller ist umgeräumt, damit die Arbeiter Platz haben, langsam wird das lästig. Also ein Anruf bei visco, aber ohne Erfolg: visco habe keinen Einfluss auf die Terminplanung, das mache die rumänische Kolonne vor Ort selbst.

Am 6.6.2025 um 13.30h schellt ein unrasierter Mann an der Tür und möchte den Keller für den Anschluss sehen. Sein Deutsch ist mäßig. Er arbeitet sonst in Sachsen und ist für einige Wochen eingesprungen, weil der örtliche Bauleiter den Überblick verloren hat, so sagt er. Er besichtigt den Keller und hat keine Vorinformationen. Der Anschluss solle oberirdisch ins Haus geführt werden? Nein, das mache man anders, auf jeden Fall unterirdisch. 12 Jahre mache er das schon, man solle ihm vertrauen. Silikon, das werde dicht. Beim Hauseigentümer gehen die Warnlampen an: Wenn Handwerker nicht fachgerecht arbeiten, soll immer Silikon den Pfusch retten.

Man geht in den Garten, um die Situation zusammen zu besprechen. Hier ein Baum, da ein Baum, die Wurzeln mögen doch bitte geschont werden.

Und jetzt bricht es aus dem rumänischen Mann mit den Bartstoppeln heraus. In Deutschland schützt man die Bäume, und in Rumänien schlägt man sie. Ja, der Mann hat Recht. Große Forstfirmen plündern die Naturschätze des Balkans aus. Für den Ärger muss jeder Verständnis haben. Auch wenn es rumänische Behörden sind, die das Abholzen genehmigen.

Kein Verständnis hat man dann aber für den Rest. Deutschland wolle Krieg führen mit Putin, ereifert er sich. Deutschland sei so klein – er zeigt es zwischen Zeigefinger und Daumen – und Russland so groß. Deutschland habe doch schon einmal verloren, nur zwei Atombomben… und die Frau in Brüssel, die solle man erschießen. Am nächsten Tag werde die Kolonne kommen und den Hausanschluss vorbereiten, unterirdisch.

Erst ist man nur geplättet. Man verkneift sich jeden Kommentar. Verdient hier sein Geld und beleidigt seinen Auftraggeber, soll doch zu Putin gehen und – nein, man sagt es nicht.

Dann versucht man, visco anzurufen, aber der Teilnehmer ist nicht erreichbar. Schließlich versucht man es am 6.6.2025, 14h bei den Stadtwerken. Telefon-Hotline, man will sich kümmern: Technische Details werde man klären, zu über-/unterirdisch werde sich jemand melden, und auch um das Putin-Gerede werde man sich kümmern. Per Email wendet sich der Hauseigentümer auch an visco und die Stadtwerke.

Die Stadtwerke reagieren schnell, drei Stunden später meldet sich visco auf Initiative der Stadtwerke beim Hauseigentümer. visco kündigt einen Ortstermin in der nächsten Woche an, dann sollen die technischen Details des Hausanschlusses besprochen werden – zum zweiten Mal.

visco kündigt in diesem Telefonat auch an, die rumänische Tiefbautruppe werde sich in Zukunft nicht mehr zu politischen Themen äußern. visco versucht, das Thema klein zu reden (es gebe doch keine Aufzeichnung des Gesprächs), und stößt auf entschiedenen Widerstand des Hauseigentümers: Wer alle Vorteile der EU kassieren will, gleichzeitig Putins Position vertritt und zur Tötung der EU-Kommissionspräsidentin aufruft, hat in Deutschland nichts verloren.

Am 12.6.2025 kommen ein Mitarbeiter der Stadtnetze und ein Mitarbeiter von visco zum Ortstermin. Man unterhält sich über die technischen Details: Ein oberirdischer Anschluss – wie vor Wochen von visco angekündigt – sei gar nicht möglich. visco hat also vor Wochen beim ersten Ortstermin Unsinn erzählt. Den genauen Ablauf der Arbeiten wird der Hauseigentümer überwachen müssen. Und vom Gehweg her wird visco die Leitung nun doch in der Grundstücksmitte verlegen, nicht knirsch am Stamm des großen Baumes.

Es wird noch dauern, bis der Bautrupp kommt, und der Hauseigentümer wird ein scharfes Auge auf die Arbeiten haben.

(Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 12.6.2025.)

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