Frankreich im Herbst II

Brücken-Blume über der Loue (Foto: Klare)
Brücken-Blume über der Loue (Foto: Klare)

Jura

Die Hauptstraße im pfälzischen Sippersfeld ist beinahe blockiert, als wir mit dem Wohnwagen zum Brotholen fahren. Aber es muss sein, wir wollen ja in den Süden von Frankreich und unterwegs nicht Hunger leiden. Den freundlichen Eindruck des Ortes und das leckere Brot nehmen wir mit. Verschlungene Pfade führen uns zurück zur Autobahn: kurvige Straßen durch die Täler des Pfälzer Waldes, vorbei an allerlei Industrieruinen; streckenweise ein durchaus bedrückender Anblick.

Der schnelle Weg durch Straßburg und das Elsass – man schämt sich, so ignorant dran vorbei zu fahren. Autobahn und Nationalstraße sind eigentlich nur ein Schandfleck. Aber der Zweck heiligt hier die Mittel, wenn die Region Doubs das Ziel ist. Sie liegt östlich von Besançon in einer großen Schleife des Flusses Doubs, der streckenweise Grenze zur Schweiz ist, und ist eine verkannte Schönheit. Holzwirtschaft, traditionelle große Uhren, lobenswerter Comté-Käse und Wurst, nach jahrzehntelangem Verbot auch wieder Absinth und wenig Tourismus in einer sehr ansprechenden Landschaft, ein Besuch lohnt sich!

Südöstlich von Besançon wollen wir in Ornans Station machen, ein Örtchen am Flüsschen Loue. Wir nehmen uns Zeit und verlassen die mautpflichtige Autobahn bei Baume-les-Dames, lassen uns vom Navi queerbeet nach Ornans führen. Das dauert, aber macht Spaß! Die letzten Kilometer geht’s in Serpentinen steil hinab ins Tal der Loue, und der erste Eindruck von Ornans ist eine lange, schmale und lebendige Hauptstraße durch den Ort. Hier bleiben wir zwei oder drei Tage, denkt man, der Ort ist doch sehenswert, den schauen wir uns näher an. Den Camping kennen wir aus Schilderungen, er liegt am Stadtrand an einem Hang mit Wiese und Wald im Hintergrund.

Ornans-Camping mit Wiese und Wald (Foto: Klare)

Ornans-Camping mit Wiese und Wald (Foto: Klare)

Freie Auswahl gilt hier, kurz vor Ende der Saison sind nur wenige Plätze belegt; die Sanitärräume sind fast alle schon außer Betrieb, Männlein und Weiblein teilen sich eine blitzsaubere Anlage. Immerhin, es gibt frische Baguettes und Croissants am Morgen.

So verbringen wir einige Zeit damit, den besten aller guten Stellplätze auszuwählen, und genießen die Aussicht – gegenüber leuchtet eine Klippe des Loue-Tals im Licht – und die Ruhe. Es ist tatsächlich so ruhig, wie wir uns das für einen Erholungsurlaub vorgestellt haben, und die Luft ist so wunderbar weich, so französisch weich, wie man es sich nur beim Start in den Urlaub vorstellen kann.

Wir bleiben noch einen Tag und bummeln durch Ornans. Ernüchtert stellen wir fest, dass wir am Vortag mit der Hauptstraße schon die einzige Straße des Ortes gesehen haben: er ist eingeklemmt zwischen dem Fluss und der Klippe.

Die Loue: mehr breit als tief (Foto: Klare)

Die Loue: mehr breit als tief (Foto: Klare)

Die steinerne Brücke über den Fluss ist mehr als 400 Jahre alt, von hier aus sieht man die Angler im Fluss stehen. Die Häuser am Wasser haben hölzerne Anbauten, sie erinnern ein wenig an Bamberg. Wir quetschen uns einmal hin und zurück über die schmalen Bürgersteige der Hauptstraße, vorbei an Milchlastern und anderem nicht endenden Verkehr, und genehmigen uns einen Kaffee: wenigstens einen kleinen Platz gibt es zwischen Straße und Fluss, mit steinerner Säule und Milchkaffee. Und es gibt ein Zeitungsgeschäft, um Postkarten zu kaufen und sich durch die Le Monde zu buchstabieren.

Natürlich bietet die Umgebung Sehenswertes, Wasserfall, Quelle, Höhle und viel Natur, das Musée Courbet, man kann hier im Jura auch mit Kindern richtig Urlaub machen, aber am Abend steht fest: morgen geht es weiter, grobe Richtung Avignon.

(Fortsetzung)