Der kleine Unterschied an der Marktallee
Nichts im Haus oder keine Lust zum Kochen? An Hiltrups Marktallee konnte man sich in diesem Fall schon immer helfen. Gegenüber von Klostermann, bei Kolata, tief hinten im Bioladen noch hinter den Körnern residierte der Fleischer mit seiner warmen Theke. Hier trafen sich die Hungrigen aus den Büros am Stehtisch, hier konnte man sich sein Mittagessen zum Mitnehmen besorgen.
Kolata ist Geschichte, die Körner haben sich ausgedehnt und der Fleischer musste gehen. Geblieben ist eine Bio-Fleisch-Theke, aber die warme Küche hier hat nicht mehr die Anziehungskraft wie früher. Dafür hat mit viel PR-Tamtam ein anderer Fleischer an der Marktallee aufgemacht. „Meat Philipp“ im hochtrabend Clemens-Carré getauften Neubau – der mit den hässlichen Klinkerplättchen an der Fassade – versteht angeblich was vom Fleisch. Aber kann er auch kochen?
Ein erster Versuch vor Monaten war schon enttäuschend. Aber schief gehen kann immer mal was, also ein neuer Anlauf. Was haben sie denn heute im Angebot? Kohlrouladen mit Salzkartoffeln und Salat – nicht unbedingt mein Fall, und der Kohl schien stellenweise recht stark gebraten. Dann doch lieber Hähnchenragout
mit Butternudeln und Salat; sieben Euro für einfache blasse Nudeln, ein Ragout und einen schlichten Salat: Kein Kampfpreis, aber man konnte es essen. Die zweite Portion frei zusammengestellt, für sechs Euro ein Schenkelchen und als Verlegenheitslösung Salzkartoffeln dazu – das war dann die Enttäuschung des Tages. Das Fleisch überwürzt, trocken und sehr fest, da dankt man seinem Zahnarzt für gesunden Biss. Und die Salzkartoffeln, ach man weiß es doch eigentlich besser: Salzkartoffeln aus Kantinenbetrieben schmecken selten oder nie, diesmal waren sie nicht wirklich gar. Von ehemals Kolata mal abgesehen: Fleischer sind eben doch keine Köche!