… oder Die Tücken der Niedersachsen-IT
Wenn die über 100jährigen jetzt das Tablet zücken und sich zum Impfen anmelden wollen, können sie was erleben! Die Verwaltung in Niedersachsen pflegt, was Corona angeht, eine Kultur des Schweigens, des Schweigens im Internet-Wald. Wer so alt ist, dass er oder sie für eine Impfung gegen Corona in Frage kommt, soll gefälligst zusehen, wie er oder sie an einen Termin kommt.
Nach den erwartbaren Anlaufschwierigkeiten des Anmeldeverfahrens sollte heute ein neuer Versuch starten, einen Impftermin für die 105jährige mit Wohnsitz in Niedersachsen zu ergattern. Diesmal ließ es sich gut an: Datenerfassung zugestimmt, Alter und (niedersächsische) Postleitzahl des Wohnorts eingegeben, und für ein Impfzentrum (früher hieß es, man könne aus mehreren Impfzentren auswählen) öffnet sich der digitale Terminkalender. Wunderbar! Übermorgen sind schon Termine frei – nein, besser nicht, zur Unterstützung muss ein Familienmitglied für den Impftermin anreisen, die Autobahnen sind noch zu glatt. Also klickt man einen Termin Ende Februar an, wählt eine Uhrzeit, und dann: Das berühmte niedersächsische Schweigen im Wald. Das Programm reagiert einfach nicht. Also zurück, die Prozedur noch einmal von vorn, wieder Schweigen. Nächster Anlauf: Die niedersächsische Internetseite verlassen, neu aufrufen, und siehe, jetzt erst, im dritten Anlauf, kommt die Antwort. Von einer IP-Adresse, die offensichtlich nicht in Niedersachsen wohnt, kann man den digitalen Impfkalender nicht benutzen.
Was denken die sich denn eigentlich? Soll die 105jährige Computer lernen? Oder soll die Familie durch Eis und Schnee über die Grenze fahren und sich in, sagen wir mal, Bückeburg per Handy ins Internet einwählen? Und dann wieder nach Hause fahren, vielleicht wieder ohne Termin, weil Niedersachsen das nicht gebacken kriegt?
Natürlich kann man auch anrufen. Und feststellen, dass die „Bürgerhotline“ 0800 9988665 dauernd besetzt ist.
Bei allem Verständnis dafür, dass Niedersachsen nur Landeskinder impfen will: Ein bisschen mehr Professionalität in der Verwaltung wäre doch schön.