Mit Sakko in der Sauna
Zu „Spitzenpolitikern“ befördern die Westfälischen Nachrichten (9.6.2020) zwei örtliche CDU-Leute – und verfrachten sie in die Sauna. Vollständig bekleidet natürlich, hier gelten Sitte und Anstand!, so sitzen sie auf den Saunabänken und posieren für den Fotografen. Dunkler Sakko, weißes Hemd, wie man eben so aussieht in der Sauna. Zwei große Artikel ist das der Zeitung wert, einmal im Stadt-Teil und dann noch im Hiltruper Teil. Die Sauna-Betreiber kämpfen mit allen Mitteln um die Wiedereröffnung in Corona-Zeiten, die CDU-Leute kämpfen ums Überleben in der Kommunalwahl, das trifft sich gut.
Verbreitet werden da kühne Thesen. Corona? Kein Problem in der Sauna, heißt es, „nirgendwo sind die Menschen so sauber wie in der Sauna“, vor Aerosolen hat man keine Angst: Hohe Temperaturen sollen die Viren erledigen.
Ob man sich darauf verlassen kann? Reicht Sauna-Hitze zur Desinfektion? Schaut man sich um zu diesem Thema, stößt man zum Beispiel auf das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Das Institut meint zum Thema „Dekontamination von Atemschutzmasken“, dass 65°-70° C trockene Hitze über 30 Minuten nicht ausreichen. Dazu kommt, dass allgemein vor dem Aufenthalt in schlecht gelüfteten Räumen zusammen mit mehreren Personen gewarnt wird.
Auf in die Sauna? Mit den Schwarzen und Gottvertrauen? Nachvollziehbar sind die großen Sorgen der Saunabetreiber, aber die Frage bleibt: Sind die vorhandenen Risiken mit Hygienekonzept wirklich so klein, dass man sie vergessen kann?