Autsch: Gesundheit mit der Brechstange

Organtransplantation? Eine gute Sache, man könnte ja auch selber mal ein menschliches Ersatzteil brauchen. Impfung gegen Masern? Das war doch mal eine Selbstverständlichkeit, klar müssen Alle geimpft werden.

Wer sich nicht wehrt, muss nach seinem Tode Organe spenden? Ein erstes, leichtes Zögern setzt ein. Schon lange hat man den Spenderausweis im Portemonnaie, aber muss der Herr Spahn einem wirklich so massiv auf die Sprünge helfen? Man verspürt ein leises Unbehagen – aber eigentlich hat man ja gar nichts gegen die Organspende.

Wer seine Kinder nicht impfen lässt, soll Strafe zahlen. Auch die ungeimpften Kinder sollen Strafe zahlen, die sollen dann nämlich nicht mehr in die KiTa. Wenn du nicht geimpft bist, musst du eben zu Hause bleiben und bleibst dumm, sollen deine Eltern doch sehen, was sie dann mit dir machen.

Wunderbar, dieser neue Minister. Der greift endlich durch, der tut was!

Als nächstes muss Strafe zahlen, wer keine 30 Kilometer pro Woche joggt. Das Dekret liegt schon bei Spahn in der Schublade, er will nur erst die Masern-Eltern erledigen. Joggen macht nachweislich gesund; wer nicht joggt, schädigt seine Krankenkasse. Volksschädling!

Wenn das mit dem Joggen durch ist, fällt dem Spahn sicher noch was Spektakuläres ein. Gesundheit interessiert den nämlich überhaupt nicht. Der will Bundeskanzler werden, und wer Kanzler werden will, muss bekannt sein, und bekannt macht man sich mit Strafen für Masern und Joggen. Logisch!

Und wenn der Kerl dann endlich Kanzler ist, dann begreifen wir vielleicht: Der macht weiter mit dieser Masche. Hau drauf, wenn der Bürger nicht spurt, gib ihm Saures! mit Strafen und Ausschluss von Versorgungssystemen.

Unverschämt, so etwas zu denken? Ja, frech mindestens. Aber einen wahren Kern hat die Geschichte: Zwang, egal in welcher Form, muss immer das letzte Mittel sein in einer Demokratie. Das gilt auch bei so sensiblen Themen wie der Organspende. Die Organspende ist in Verschiss geraten, weil sich ein paar korrupt-raffgierige Mediziner an der Zuteilung von Spenderorganen bereichert haben. Das ist das Problem, und dagegen hilft keine Druckspende. Hier ist saubere Aufarbeitung des Sumpfes angesagt, und Überzeugungsarbeit. Jeder Spendensammler weiß das, wenn er an der Haustür klingelt oder Bettelbriefe verschickt: Eine Spende bekomme ich nur, wenn ich ehrlich und zuverlässig bin, wenn man mir vertraut. Dafür muss Spahn sich einsetzen. Soll er doch eine Werbekampagne organisieren, da kann ja ruhig ganz klein, unten links in der Ecke, in kleiner Schrift sein Name stehen. Soll man die Bürger doch regelmäßig fragen, vielleicht bei der Ausweisverlängerung, ob sie wollen: Wer gefragt wird, mag auch gerne geben.

Genauso ist das mit dem Impfen. Warum wirbt der Spahn denn nicht bei den Eltern ums Impfen? Ist ihm das zu mühsam? Er muss ja nicht jeden überzeugen, ein paar Idioten verträgt jedes System.

Kurz gefasst: Diese Aktionen des aktuellen Gesundheitsministers sind reiner Populismus. Ein gefährlicher Populismus, denn er bahnt den Weg zu immer neuen Attacken mit der Brechstange auf die Bürger: Bist du nicht willig, brauch ich Gewalt!