Autsch: Es kracht

Halten Sie sich auch schon die Ohren zu? Es kracht überall. Wenn Journalisten erst einmal einen Narren gefressen haben an etwas, dann gibt es kein Halten. Welches Medium möchte schon zurückstehen, wenn die Konkurrenz was schickes Neues gefunden hat? Die Auswahl der aktuellen Nachrichten, mit denen man Punkte machen kann im Wettbewerb, ist ja begrenzt. Trump, Trump, Trump, Brexit, Frexit, Merkel und die Griechen – das liefern die großen Nachrichtenagenturen gleichmäßig an alle Redaktionen.

Also gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder versucht man es mit Fake News – aber da sind wir schon wieder bei Trump, und im Übrigen ist das Thema schon reichlich abgelutscht. Oder: man bindet um die ärmliche Story eine besonders hübsche Geschenkverpackung.

So kam der Krach zu Ehren. Irgendeiner hat damit angefangen: wenn irgendwo etwas schief gegangen ist, dann ist meistens irgendwer dabei ganz ordinär auf die Schnauze geflogen. Und wenn man richtig auf die Schnauze fliegt, dann fliegen auch die Zähne – das kracht. Da muss einer von den ganz versoffenen Journalisten aus der Kneipentür geflogen sein, klar: auf die Schnauze, und dabei hat’s bei ihm gekracht. Das war die Erleuchtung. Seitdem kann keine Niederlage, kein Missgeschick oder ähnliches mehr berichtet werden ohne diese Vokabel.

Krachend. Krachend! Krachend wurde jemand geschieden, krachend verlor er bei der Wahl des stellvertretenden Vereinskassierers, krachend verlor Preußen Münster, überhaupt geht nichts mehr ohne Krach. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird das ebenso schöne Attribut geil außer Dienst gestellt: dann ist eben (fast) alles krachend. Die Werbung, Sie wissen: das bunte Zeug, das immer der Wochenendausgabe des Käseblatts beiliegt, weiß das schon lange: da ist der Kracher immer schon zu Hause. Echt krachend!