Bad Doberan
(Fortsetzung von 2021: Camping in Deutschland VII)
Am Vormittag noch einen Blick auf die Kitesurfer: Mit ihren bunten Drachen bringen sie Farbe in den eher trüben Tag.
Tagesziel ist Bad Doberan. Das Auto bleibt auf dem Drümpel-Parkplatz an der Bahnhofstraße, und auf dem Weg zum Alexandrinenplatz erinnert das Prinzenpalais an die Geschichte Bad Doberans als nobler Badeort. Friedrich Franz I., Großherzog von Mecklenburg ging 1793 auf Anraten seines Arztes am Heiligen Damm erstmals in der Ostsee baden, und Bad Doberan wurde zum Quartier der adligen und gutbürgerlichen Badegäste.
Der Rundgang beginnt auf der Mollistraße, einer Fußgängerzone mit Lädchen und Gastronomie. Im Pflaster liegen Schienen, das muss doch die historische Eisenbahn sein?
In der Ferne hört man es bimmeln, und der – im Vergleich zu Straße und Häusern – riesige Zug mit der Dampflok Molli voran rollt an den Fußgängern vorbei durch die Straße.
Ein langer Zug, auf den offenen Plattformen der glänzenden Waggons stehen Passagiere. Man schaut dem Zug nach: Das ist alles ganz normal, dass da ein schnaubendes Ungetüm an den Café-Tischen vorbeigefahren ist.
Die Besucher schlendern die Mollistraße entlang, links liegt der Marktplatz mit ein paar Marktständen, rechts geht es zum Kamp. Theater, Logierhaus und Palais ließ der Landesherr Anfang des 19. Jahrhunderts um die dreieckige ehemalige Kuhwiese errichten; ein italienischer Gastronom bot zunächst in einem Zelt Speisen an. Später wurden der rote und der weiße Pavillon errichtet, in dem sich heute noch ein Restaurant und Café befindet.
Am weißen Pavillon, am Palais und am Salongebäude vorbei geht es durch den Rosengarten zur Mauer des Klostergartens. Hinter der schmalen Pforte öffnet sich der Blick auf eine großzügige Grünanlage, den ehemaligen Garten der früheren Zisterzienserabtei.
Ins Auge fällt zunächst das alte Mühlengebäude und dahinter die Ruine der Klosterscheune. Die neue funktionsfähige Mühle im Inneren ist zur Zeit des Besuchs leider nicht zu besichtigen, ein ehrenamtlicher Helfer gibt gern Auskunft.
Von der Scheune sind nur mächtige Innen- und Außenmauern erhalten; welche Mengen von Vorräten müssen hier einmal gelagert worden sein!
Die Klosterkirche, das Doberaner Münster muss man gesehen haben. Die Dimensionen von Scheune, Mühle und Kornhaus dahinter lassen den Wohlstand vergangener Jahrhunderte ahnen. Das Kloster war im 13. Jahrhundert so reich, dass es nach dem Brand eines Vorgängerbaus das gotische Münster errichtete. Die prächtige historische Ausstattung hat wenig mit der üblichen Schlichtheit der Zisterzienser gemein.
Die Lettnerwand trennt den großen Laienchor im Westen von dem ebenfalls großen Mönchschor im Osten des Kirchenschiffs. Von hier geht der Blick zum prächtigen Hochalter, der um 1300 geschaffen worden ist.
In der nördlichsten Chorumgangskapelle stoßen die Besucher auf ein mächtiges Reiterstandbild.
Im 17. Jahrhundert ist diese Grabanlage errichtet worden für den Herzoglichen Geheimen Rat Graf Samuel von Behr. Von Behr war Kanzler des mecklenburgischen Herzogs gewesen, der die Errichtung aus Dankbarkeit anordnete.
Genug gesehen für diesen Tag! Bad Doberan, dies kleine Städtchen zwischen Rostock und Ostsee, hat für die Touristen viele Schätze zu bieten.
(Fortsetzung: Schleswig.)
(Dieser Artikel wurde zuletzt geändert am 3.4.2022.)