Ratzeburger See
(Fortsetzung von 2021: Camping in Deutschland II)
Die Heide und Lüneburg liegen hinter uns, auf Nebenstraßen geht es über Lauenburg Richtung Nord-Ost. Die erste Erfahrung mit überfüllten Campingplätzen lehrte, dass man in diesem Herbst frühzeitig im Voraus reservieren muss. Ratzeburg war noch ein weißer Fleck, und auf der Suche nach einem kleinen und möglichst naturnahen Campingplatz bot sich der Naturcamping Buchholz auf der Westseite des Ratzeburger Sees an. Am Telefon hieß es, für drei Tage sei der schönste Stellplatz zu haben.
Tatsächlich bietet der recht enge Stellplatz auf einer erhöhten Terrasse Seeblick, und es sind nur ein paar Schritte herunter zum Bootsanleger.
Hier ist wenig Betrieb, draußen auf dem See sieht man vereinzelte Segelboote.
Der Campingplatz liegt in der Natur, auf dem Wanderweg durch den Uferwald ist es ein gutes Stück Weges bis zum Dörfchen Buchholz; das ist kaum sehenswert, erinnert mehr an eine städtische Vorstadtsiedlung. In der Nähe liegt ein Großbetrieb der Agrarindustrie mit riesigem Besucherparkplatz, Hofladen und Gastronomie – man muss ja nicht hingehen.
Beim Rundgang über den Campingplatz wird schnell klar, warum man in diesem Jahr auch hier besser im Voraus reserviert. Für jeden Ankömmling ist Platz; aber wer nicht reserviert, muss auf die große Wiese ohne Baum und Strauch, eine Art grüner Camping-Parkplatz.
In Ratzeburg ist Markt, ein paar Einkäufe sind im leichten Nieselregen schnell erledigt. Das Ziel des Tages ist aber der Dom. Durch die grüne Freifläche des Domhofs steigt der Weg zum Dom.
Eine Replik des Braunschweiger Löwen erinnert daran, dass der Dom von Heinrich dem Löwen gestiftet wurde im 12. Jahrhundert.
Der Dom beeindruckt mit seinen schlichten, trotz späterer Veränderungen in sich stimmigen Formen der Romanik. Man muss diese Bilder im Kopf behalten, wenn man später weiter fährt und die großen Backsteinkirchen von Schwerin, Wismar und Bad Doberan dagegen hält.
Der gotische Kreuzgang des Klosters aus dem 13. Jahrhundert ist einen Blick wert.
Er ist im Inneren schön restauriert. An die gelungene Farbgebung erinnert man sich zurück beim Vergleich mit anderen Kirchen.
Am Kreismuseum und A.-Paul-Weber-Museum vorbei führt der Rückweg in Ratzeburgs Innenstadt.
Am alten Markt springt den Besuchern der schreckliche Neubau der Sparkasse entgegen, der Platz selbst wird als Parkplatz missbraucht, weitere Neubauten prägen das gesichtslose Bild. Hier hat man eine Chance vertan.
Die Suche nach einem Café in diesem Umfeld verläuft enttäuschend, an der ungepflegten Rückseite eines Neubaus kann man sitzen – hier muss man kein zweites Mal einkehren.
Zum Ausgleich sieht man von hier aus auf die St. Petri-Kirche, der Besuch lohnt sich: Ein Querschiff als Saalkirche, die Predigt steht im Mittelpunkt.
Ratzeburg bleibt zurück, die Erinnerung ist durchwachsen. Einzelne schöne Objekte sind sehenswert, im Übrigen hat das Örtchen (15.000 Einwohner) aus Sicht des Touristen nichts aus sich gemacht.
(Fortsetzung: Schweriner See.)