VorLeseClub stellt Bücher vor
So viel Donner hätten all die schönen Bücher gar nicht gebraucht! Es blitzte, grummelte und hagelte ordentlich zum Auftakt der Buchvorstellung in der Hiltruper Buchhandlung, und einige der Plätze blieben wegen des Regens unbesetzt; bedauerlich für diejenigen Interessenten, die auf der Warteliste für Karten standen und nicht zum Zuge gekommen waren. Unter dem Motto „Wo die Bücher knurren“ hatten Buchhandlung und VorLeseClub am 12.4.2018 eingeladen. Der Abend sollte sich nicht aufs Vorlesen einzelner Text-Ausschnitte beschränken. Ein Buch, das ich immer schon mal empfehlen wollte – Die Mitglieder des VorLeseClubs öffneten Bücher, die ihnen wichtig waren.
Das schmalste Buch des Abends eröffnete die Vorstellung. Wenn Bücher schon knurren, dann sind die kleinsten doch nicht die leisesten: „Mein Vater aus Paris“ des chilenischen Schriftstellers, Asylanten und Diplomaten Antonio Skármeta bezaubert auf ganzen 96 Seiten mit poetisch-schlichter Sprache und Erzählweise. Emmanuelle Bayamack-Tam war mit ihrem Buch „Ich komme“ der Kontrapunkt, eine Geschichte von Zerreißproben einer bürgerlichen Familie um ein Adoptivkind, das man eigentlich „bei Nichtgefallen zurück“ geben wollte. Kazuo Ishiguros Geschichte des Menschseins in einer unmenschlichen Umgebung „Alles, was wir geben mussten“ bleibt ebenso eindringlich im Gedächtnis wie das nüchterne Protokoll, mit dem Hans Joachim Schädlich in „Felix und Felka“ die Leser auffordert, sich in die Lebensgeschichte des Malers Felix Nussbaum hineinzuversetzen.
War den literaturinteressierten Zuhörern mit diesen Büchern eher schwere Kost vorgesetzt, lieferte das Programm nach der Pause den heiteren Ausgleich. „Wie Mr. Rosenblum in England sein Glück fand“, Natasha Solomon zeichnet voll Humor den Weg des jüdischen Emigranten, der aus Nazi-Deutschland fliehen muss und mit dem Bau eines Golfplatzes seine Assimilation als Engländer perfekt macht. Erich Kästner blieb in Deutschland und durfte nach 1933 nicht mehr veröffentlichen; in „Sonderbares vom Kurfürstendamm“ sind vergnügliche Lesesplitter zu finden aus einem Zeitraum von zehn Jahren, der kurz nach dem II. Weltkrieg endet. Absolute Leseempfehlungen allesamt – und für diejenigen, die es kurz lieben, hatte Gerda Hegel vom VorLeseClub noch einen Rat: „Mit 365 Geschichten durchs Jahr“, eine Sammlung von kurzen Texten für jeden Tag.
Bleiben Sie uns gewogen, könnte man den Besuchern dieses unterhaltsamen Abends nachrufen: Schauen Sie mal wieder rein bei der Hiltruper Buchhandlung, und demnächst natürlich auch beim VorLeseClub (am 29. Juni 2018 um 19.30 Uhr im Hiltruper Museum: Hellwache Nächte – der Mond in Kunst und Literatur).