Ohne Reue auf Torf verzichten
Wie kommen die Geranien mit torffreier Blumenerde zurecht? Das war im Frühjahr die Frage. Für die Balkonkästen und Blumenkübel gibt es im Handel inzwischen torffreie Blumenerde. Man ist nicht mehr gezwungen, kostbaren Torf für die Bepflanzung von Balkon und Fensterbank zu verschwenden. Aber es war in diesem Frühjahr doch erst einmal ein Versuch, die Pflanzen in diese Art von „Blumenerde“ zu setzen.
In die ersten Blumenkästen kam im Mai (nach den Eisheiligen) torffreie „Blumenerde“ aus dem toom-Baumarkt. Besonders vertrauenerweckend erschien sie nicht, relativ grob kompostiert und auch stinkend kam sie aus dem Plastiksack. Mit dieser Grundlage sollten die überwinterten und auch die neu gekauften Geranien, Fuchsien und Begonien zurecht kommen? Da mussten die Pflanzen jetzt durch. In einer weiteren Pflanz-Runde später im Jahr ging dann das Produkt aus dem Garten-Großmarkt von Risse ins Rennen; das ähnelte im Aussehen und im Griff schon deutlich mehr dem traditionellen Torf und sah auf den ersten Blick vertrauenerweckender aus.
Jetzt im November ist der letzte Augenblick, die frostempfindlichen Pflanzen hereinzuholen. Die Kartoffelblume und die großen Fuchsien in Kübeln kommen ins Winterquartier, und auch die Geranien und Begonien werden überwintert: Die Geranien haben die letzten Wochen schon kein Wasser mehr bekommen, und obwohl sie bis zuletzt üppig blühen, werden sie kräftig zurückgeschnitten. Die Erde wird so gut es geht von den Wurzeln entfernt, und dann werden die Pflanzen dicht an dicht in einen leeren Blumenkasten gepackt; der kommt zusammen mit den Knollen der Begonien und Dahlien in einen kühlen Keller.
Sind jetzt noch Unterschiede zu sehen zwischen konventionell und bio? Alle Pflanzen haben dies Jahr sehr schön geblüht, und die Blüte war unabhängig vom Untergrund: Baumarkt-Erde ohne Torf hat gut funktioniert, sowohl pur als auch mit normaler Gartenerde vermischt, und auch die Bio-Erde aus dem Garten-Großmarkt. Für Wachstum und Blüte ist die regelmäßige Versorgung mit Dünger offensichtlich wesentlich wichtiger als die Zusammensetzung des Untergrunds. Und am Ende der Saison ist im Blumenkasten kein Unterschied mehr zu sehen, das im Frühjahr noch grobe Baumarkt-Substrat sieht jetzt genauso aus wie die Bio-Erde aus dem Garten-Großmarkt – und wie früher die Torf-Blumenerde.
Es gibt also keinen Grund mehr, für Balkon und Fensterbank kostbaren Torf in Standard-Blumenerde zu verschwenden. Die hat gegenüber den Bio-Produkten auch noch einen Nachteil: Sie ist häufig mit Beimischungen von Kunststoff belastet oder mit Blähton / Blähglas und Perlite – alles Materialien, die zur ihrer Herstellung den Einsatz von Erdöl und Energie erfordern. Die Bio-Produkte sind frei davon und können ohne weiteres im eigenen Garten kompostiert werden; sie gehen zusammen mit den Gemüseabfällen, Obstresten, Kaffeeprütt, Zweigen und Laub in den Kreislauf der Natur.
Im nächsten Frühjahr gehen die überwinterten Pflanzen dann wieder an den Start. Sie brauchen nach den Eisheiligen zwar etwas länger als die vorgezogenen Pflanzen aus dem Handel, aber sie danken die Pflege: Die überwinterten Pflanzen sind häufig im nächsten Jahr besonders kräftig, hier gibt es auch kaum Ausfälle. Nur die Hängegeranien sind ein Kapitel für sich, ihre Überwinterung klappt längst nicht so gut – wer dafür einen guten Tipp hat, bitte melden!