Hellwache Nächte – der Mond in Kunst und Literatur
Vollmond war angesagt, und der Hiltruper VorLeseClub hatte eingeladen: Trotz besten Garten- und Balkonwetters strömten die Besucher ins Hiltruper Museum. Zum zweiten Mal in dieser Form erfreute der VorLeseClub (fast) alle Sinne: Kunstwerke wurden als Videoprojektion vorgestellt und dazu Texte aus mehreren Jahrtausenden vorgetragen, das Ganze begleitet von den Musikern Martin Adolf und Jochen Schwenken aus Billerbeck und kulinarisch vom Solidario-Team „unterfüttert“.
„Literatur und Kunst“ war die große Überschrift, aufgenommen wurde damit ein Format, das der VorLeseClub erstmals 2017 mit Erfolg erprobt hatte.
Ringsum in den Vitrinen stand das historische Porzellan des münsterschen Sammlers Daum (der für seine überwiegend aus der münsterschen Manufaktur Roloff stammenden Exponate noch dringend eine dauerhafte Bleibe sucht), die gedeckten Tische mit ihren sorgsamen Arrangements von Porzellan und Glas waren an die Seite gerückt.
Museumschef Hans Muschinski begrüßte in gewohnt schwungvoller Weise die zahlreichen Gäste, während hinter ihm auf der Leinwand der „gute Mond“ erstrahlte und „Hellwache Nächte“ verhieß.
So passte der erste Text des Abends perfekt in den Zusammenhang: Der kleine Häwelmann, Heide Kraft holte den unersättlichen kleinen Jungen in Theodor Storms Märchen direkt aus dem Leben ins Museum.
Guy de Maupassant, Goethe, Ovid, über Jahrhunderte und auch über lateinische Texte spannte sich der Bogen bis in die Gegenwart.
Anne Sandfort entließ die Zuhörer mit einem sehr anrührenden Text in die Pause; Kent Haruf stellt in „Unsere Seelen bei Nacht“ zwei ältere Menschen vor, die unkonventionell nach einem Weg aus der Einsamkeit suchen.
Ein Kunstwerk von Isa Genzken aus der Skulpturenausstellung Münster 1997 war assoziiert mit einem weiteren Märchen.
Wie die Künstlerin 1997 den Mond am Aasee installierte (auf dass er sich einmal im Monat mit dem „guten Mond“ treffe), montieren und teilen die Menschen den Mond im Märchen der Brüder Grimm, vorgetragen von Gerda Hegel.
Günter Rohkämper-Hegel stellte mit verschiedenen Texten den „lyrischen Mond“ dagegen, Caspar David Friedrich ließ dazu in seinem Bild den Mond über dem Meer aufgehen.
Den Sprung von Europa nach Madagaskar und China vollzog dann zum Abschluss Ingrid Schulte mit zwei weiteren Märchen.
Das Publikum war’s zufrieden, und auch für den VorLeseClub gab es ein sehr eindeutiges Resümee: Dies Veranstaltungs-Format ist zwar aufwendiger als die „normalen“ Lesungen und erfordert einiges mehr an Vorbereitung, aber es bietet sowohl den Zuhörern und Zuschauern als auch den Vorlesern und Vorleserinnen erheblich mehr Vergnügen. Auf ein Neues also…