Am Anfang war Sand
Südlich von Hiltrup im Waldgebiet der Hohen Ward liegt ein See. Korrekt heißt er „Hiltruper See“, die Hiltruper kennen ihn als „Steiner See“. Die Hohe Ward im Süden von Hiltrup war im Mittelalter mit einer Größe von 600 Morgen die bedeutendste Markgenossenschaft, ein Nachbarschaftsverband zur gemeinsamen, reglementierten Nutzung von Wald-, Weide- und Ödland. Die Markgenossen nutzten die Hohe Ward gemeinsam als Viehweide und schlugen Holz. Die in der Mark gestochenen Plaggen dienten als Einstreu für das Vieh und anschließend als Dünger für die Felder. Die Hohe Ward wurde durch das Plaggenstechen mehr und mehr zu einem besseren Heidegebiet, bis sie 1827 geteilt wurde. 1844 kaufte die Familie Hötte, wohlhabende Pelzgroßhändler, das Gut Heidhorn, 1868/1869 übernahm Joseph Hötte (1838-1919) das Gut. Von ursprünglich 150 Hektar wurde es durch Zukäufe auf 415 Hektar vergrößert, Einnahmen kamen aus der Holzwirtschaft (ab 1890 Förster Himmelmann).
Der Sandabbau auf Grundstücken des Gutes Heidhorn, der späteren Stiftung Heidhorn, begann 1901. Auf Bodendenkmale wurde dabei keine Rücksicht genommen, Reste eines ehemals ausgedehnten, von der späten Jungsteinzeit bis in die ältere Eisenzeit belegten Gräberfeldes wurden beschädigt.
Ab 1913/1914 wurde mit dem Sand aus Heidhorns Fläche in der Hohen Ward der Bahndamm der Neubaustrecke von Münster nach Dortmund aufgeschüttet. Das Material aus der Abgrabung, die erst nur ein namenloses Baggerloch war, transportierte die Baufirma Philipp Holzmann mit der „Sandbahn“ über Heidhorn nach Wittlerbaum, ab 1915 mit der Eisenbahn nach Rinkerode. Dort wurde es auf eine Schmalspurbahn umgeladen, die über Davensberg bis kurz vor Ascheberg führte. Von 1917 bis 1925 gab es auch Personenverkehr auf dieser Davertbahn.
Das Baggerloch lag auf dem Grund und Boden von Joseph Hötte, Eigentümer von Haus Heidhorn. Es umfasste nur den Nordteil des heutigen Steiner Sees. Der See, der sich in dem Baggerloch bildete, hieß zunächst auch „Heidhornsee“. Angeblich hatte es einen plötzlichen Wassereinbruch gegeben, der Loren, Lokomotive und Schienen der Sandbahn überflutete.
Joseph Hötte starb 1919. Der Ingenieur Georg Steiner aus Dortmund und seine Frau Annemarie schlossen mit Gut Heidhorn zum 1.11.1921 einen Fischerei-Pachtvertrag mit 12 Jahren Laufzeit. Die Pächter verpflichteten sich, in den See eine angemessene Menge Satzfische bester Qualität nach ihrer Wahl einzusetzen.
Den Pächtern wurde erlaubt, auf der verpachteten Fläche Baulichkeiten zu errichten. Die dem Pachtvertrag beigefügte Karte weist 1921 im Nord-West-Bereich des Ufergeländes eine „Hütte“ aus. Im Jahr 2023 stehen dort Nebengebäude des Hotels Krautkrämer.
Die Steiners bauten im See eine Forellenzucht auf. 40.000 bis 50.000 junge Forellen wurden eingesetzt, zu ihrem Schutz wurden am Ufer Sperrgitter aus Weidengeflecht errichtet. Erster Fischmeister war Grote aus Hiltrup. Die Forellen wurden an Münsteraner und Dortmunder Hotels und Gaststätten verkauft, auch nach Holland.
In der Inflationszeit 1922/1923 lohnte sich die Forellenzucht nicht mehr. Im Herbst 1924 vereinbarte Steiner mit Gut Heidhorn eine Änderung des Pachtvertrags. Rund um ihr leichtes Fachwerkhäuschen (die „Hütte“ von 1921), das nach und nach erweitert wurde, schufen sie die Voraussetzungen für einen Badebetrieb. In ihrem „Haus am See“ richteten sie Gasträume ein, davor legten sie eine Terrasse für die Außengastronomie an und planten einen Tischtennis- und Kleingolfplatz. Von Umkleideräumen konnten die Gäste über eine Treppe zum Sandstrand schwimmen gehen. Als Inhaber des Betriebs trat zunächst Grote auf mit dem Zusatz „Leitung Steiner“; ob Grote die Geschäftsidee gehabt hatte oder ob er als Strohmann handelte nach einem Konkurs Steiners mit der Forellenzucht, ist offen.
Die Eheleute Steiner hatten keine Gaststättenkonzession. Formell waren ihre Gäste deshalb als „Seeklub Heidhorn“ organisiert, der als Mieter im „Haus am See“ auftrat. Die Steiners hatten es verstanden, unter dieser Klub-Adresse ein exklusives Publikum aus Münster und Hiltrup anzusprechen. 1931 hatte der Klub ca. 60 Mitglieder. Daneben wurde das „Haus am See“ von den SchwimmerInnen des Turnvereins Hiltrup 1930 genutzt, der um diese Zeit ca. 100 Mitglieder hatte.
1931 erweiterten die Steiners den Betrieb. Mit der 1931 gegründeten Stiftung Heidhorn als Verpächterin vereinbarten sie, dass sie Gästezimmer vermieten durften. Gegen Entgelt durften jetzt auch „fremde Personen“ den „Heidhorn-See“ zu Erholungs- und Sportzwecken nutzen, Steiners hielten Boote zum Entleihen und legten einen Golfplatz an. Frau Steiner erhielt 1931 mit Unterstützung der Stiftung Heidhorn und des Turnvereins Hiltrup 1930 die Schankerlaubnis für nichtalkoholische Getränke.
Wassersport war angesagt. Der Hiltruper Heinz Richters fuhr mit einem Wasserfahrrad auf dem See. Beim Baden wurde auf die Trennung von Männern und Frauen geachtet, was jedoch nicht immer befolgt wurde.
Neben dem Turnverein Hiltrup 1930 gingen auch andere Vereine im „Heidhorn-See“ schwimmen. 1932 pachtete der Verein der Reichsbahn-Wasserfreunde Hiltrup 1932 eine Fläche im Nord-Ost-Bereich des Sees und errichtete eine Umkleidehütte. Vereinszweck war „Erholungsaufenthalt mit Badegelegenheit“ und Förderung des Gemeinschaftssinns, Wettbewerbe mit anderen Vereinen wurden ausdrücklich abgelehnt. Die mit der Verwaltung des Gutes Heidhorn abgestimmte Badeordnung sollte dafür sorgen, „daß hierbei Ordnung, Sitte, Anstand und Sauberkeit unbedingt gewahrt werden“. Der Pachtvertrag bestand bis nach dem II. Weltkrieg, 1947 änderte der Verein die Satzung und verbot „im Rahmen des Vereins jegliche politische Tätigkeit“.
Der Badebetrieb blieb bis 1935 auf den exklusiven „Seeklub Heidhorn“, den Turnverein Hiltrup 1930 (gelbe Holzbaracke) und die Reichsbahn-Wasserfreunde (grüne Holzbaracke) beschränkt. Am 14.3.1935 erhielt Frau Steiner die Erlaubnis zum Betrieb einer Gast- und Schankwirtschaft, der Ausschank alkoholhaltiger Getränke blieb beschränkt auf Mitglieder des Seeklubs Heidhorn und deren Gäste.
Die Gemeinde Hiltrup richtete 1935 ein öffentliches Freibad am nördlichen See-Ufer ein. Eine einfache Holz-Barriere begrenzte den Nichtschwimmer-Bereich, ein einfaches Holzgestell diente als Sprungturm für Sprünge aus 1,50 m und 5,00 m Höhe. In der Seemitte waren zwei dicke Holzmasten in Kreuzform verankert, Schwimmer konnten sich hier ausruhen. Der Standortkommandant Münster beurlaubte einen Soldaten, um als Bademeister den Betrieb zu leiten.
Das Gemeindebad lag zwischen dem „Bad Steiner“ und dem „Eisenbahn-Bad“. Es stand allen offen, die als „Mitglied der Volksgemeinschaft“ galten.
Wer schwimmt und sich sonnt, möchte auch essen und trinken – Amtsbaumeister Körber des Amtes St. Mauritz entwarf 1937 die „Erfrischungshalle im Seebad Hiltrup“, Körbers Jahreskarte für das Bad ist erhalten.
Den Verkaufsstand in der „Erfrischungshalle“ bewirtschaftete Frau Steiner. Ihr „Haus am See“ profitierte von dem wachsenden Badebetrieb, im Februar 1938 ließ sie sich einen Anbau an der Süd-Ost-Ecke des Hauses genehmigen.
Die Eheleute Steiner betrieben die Aktivitäten rund um das „Haus am See“ gemeinsam, den Behörden gegenüber trat Frau Steiner auf.
Hiltrup bewarb sein neues Freibad von Anfang an als „Seebad“, das gefiel nicht allen. Im Juli 1940 schrieb der Landesfremdenverkehrsverband Westfallen in Dortmund an das Amt. St. Mauritz: „Wir machen darauf aufmerksam, dass nach § 10 der Begriffsbestimmungen über Heilquellen, Bäder und Kurorte (s. Anordnung Nr. 22 des Reichsfremdenverkehrsverbandes vom 22.07.1937 über Richtlinien über die Preisgestaltung der Kurverwaltungen einschließlich der Begriffsbestimmungen über Heilquellen, Bäder und Kurort) die Bezeichnung „Seebad“ voraussetzt, dass der betreffende Ort an oder in unmittelbarer Nähe der Meeresküste liegt“. Hiltrup wurde untersagt, mit der Bezeichnung „Seebad“ zu werben.
Das „Haus am See“ des Ehepaars Steiner entwickelte sich zu einer florierenden Gartenwirtschaft.
Der Gastraum Im inneren verfügte über ein großes Herdfeuer.
Die 1940 einsetzenden Luftangriffe auf Münster hinterließen erste Spuren. Der von den Steiners bewirtschaftete Verkaufspavillon des Gemeindebads wurde bei einem Bombenangriff am 7./8.8.1940 zerstört.
Die Hiltruper scherten sich nicht um das Verbot, ihr Bad „Seebad Hiltrup“ zu nennen. Der Handzettel zu Saisonbeginn 1941 warb für das „Seebad Hiltrup“ mit klarem, reinem sich ständig erneuerndem Quellwasser.
1936 war auch in Hiltrup mit der Verbreiterung des Kanals begonnen worden. Die erste Prinzbrücke war durch einen Neubau mit größerer Spannweite ersetzt worden, von Norden her war ein Teilstück der II. Fahrt bis zur Eisenbahn weitgehend fertig (und durch einen Damm von der alten Fahrt getrennt). Anfang 1940 waren die Arbeiten eingestellt worden.
Das unfertige Kanalbett westlich der Eisenbahn wurde von Grün überwuchert, über einen Behelfssteg führte der Weg zum Seebad Hiltrup; im Hintergrund des Fotos ist der Wegweiser zu erkennen.
Am 08. August 1941 wurde das Gemeindebad durch Fliegerangriffe leicht beschädigt, die Gemeinde beseitigte die Schäden. Das Amt St. Mauritz stellte diese Leistung offensiv heraus, insofern sei es „bedauerlich, dass seitens des Landesfremdenverkehrsverbandes Westfalen bis zur Stunde noch kein Wort über das „Vorbildliche“ der geschaffenen Anlage gesagt wurde. Man dafür aber eine Badbezeichnung moniert, die seinerzeit im Einverständnis aller zuständigen Stellen gewählt wurde.“ Die Amtsverwaltung versicherte sich zugleich der Unterstützung wichtiger NSDAP-Vertreter in Münster. Schnell war man sich in diesen Kreisen sicher, dass die Frage der Namensgebung bis Kriegsende zurückgestellt werden sollte. Die jahrelange Praxis, Parteibonzen mit Freikarten zu schmieren, zahlte sich somit aus. Hiltrup stand mit seinem Seebad gut da. Der Landesfremdenverkehrsverband beharrte zwar weiter auf eine Umbenennung, musste aber am Ende klein beigeben.
Im Juni 1942 verlängerte Frau Steiner den Pachtvertrag „für den Heidhornsee“, im November 1942 reichte sie einen Bauantrag ein; sie ersetzte die zerbombte „Erfrischungshalle“ durch einen schlichten Verkaufsstand.
Der Badebetrieb am Steiner See lief während des Krieges zunächst weiter. 1944 wurden noch 10.000 Eintrittskarten in Auftrag gegeben, sie wurden von einer Druckerei in Berlin aber nicht mehr gedruckt. Von 1944 bis 1946 blieb das „Seebad Hiltrup“ geschlossen. 1945 warfen amerikanischer Soldaten Handgranaten in den See und verursachten damit ein Fischsterben. Am nächsten Tag trieben tote Karpfen u.a. Fische an der Seeoberfläche. Dies löste große Empörung aus: In Teilen von Hiltrup funktionierte die öffentliche Wasserversorgung nicht, und die Menschen mussten wochenlang ihr Trinkwasser aus dem See holen. 1945 zogen sich die Reichsbahn-Wasserfreunde vom Hiltruper See zurück, der Pachtvertrag über ihre Badeanstalt wurde aufgehoben. Von 1947 bis 1948 gab es im „Seebad Hiltrup“ nur eingeschränkten Badebetrieb.
Das änderte sich jedoch schnell. Im Sommer 1949 wurde die Eisenbahnstation „Steiner See“ eingerichtet (bis 1964), das „Seebad Hiltrup“ wurde wieder eröffnet. Frau Steiner als Pächterin hatte der Gemeinde Hiltrup erlaubt, die zu ihrer Pachtung gehörende Bahnuferstrecke und 100 Meter vom Südufer zu Badezwecken zu nutzen. Im Gegenzug bestand sie darauf, auch dort wie bisher im Gemeindebad ihre Konzession ausüben zu dürfen. Als Familie Rabe für ihre „Baukantine 2. Fahrt“ (später „Haus Sonneborn“, 2023 „Düne“, siehe auch Artikel Prinz-Brücke) 1949 die Gaststätten-Vollkonzession beantragte, stellte auch Frau Steiner den Antrag und erhielt am 23.11.1949 die uneingeschränkte Vollkonzession.
In einem nördlichen Anbau an ihr „Haus am See“, der früher als Remise genutzt worden war, betrieb Frau Steiner um diese Zeit einen Laden, auf der Terrasse wieder Außengastronomie.
Das „Seebad Hiltrup“ erhielt 1950 einen neuen Sprungturm …
… und 1951 einen durch eine Ufermauer und eine 60 Meter lange feste Barriere abgegrenzten Nichtschwimmerbereich.
Schon damals waren „die vielen Schlingpflanzen und anderen Grundgewächse“ ein Problem und mussten entfernt werden (WN 20.2.1951) – Jahrzehnte später kämpft der Segelclub damit.
1950 wandelte Frau Steiner den ehemaligen Laden in ihrem „Haus am See“ in eine Bierstube um und schloss einen Vertrag mit der Gemeinde Hiltrup über den Alleinverkauf von Speiseeis. Sie kaufte eine Eismaschine und verkaufte – auch sonntags – Eis im Verkaufsstand des Seebads.
Neben den Steiners profitierten auch Otto und Anna Rabe vom Badebetrieb. Auf einer Werbepostkarte für ihre „Gaststätte und Gartenwirtschaft zum Sonnenborn“, die ehemalige Kanalbau-Kantine, druckten sie auch ein Bild vom „Seebad Hiltrup“.
Der Lageplan zu Frau Steiners Bauantrag von 1950 zeigt, dass der Steiner See (die Stiftung Heidhorn gebrauchte auch die Bezeichnung „Steinerssee“) zu dieser Zeit noch nicht vergrößert war.
Der südlich angrenzende „Schenckingsee“ (Sandabbau im Bild links) entstand erst ab 1956. Das Hiltruper Kalksandsteinwerk Schencking gewann hier bis 1967 Sand, dieser See wurde nach dem Ende des Sandabbaus mit dem ursprünglichen Steiner See verbunden. Im Hintergrund zeigt das Bild eine Sandgrube auf der Kanalinsel. Der Wald im Bild links unten wurde später noch zur Vorbereitung des Sandabbaus abgeholzt. Nach der Einstellung des Sandabbaus 1967 blieb die Fläche brach liegen und wird heute als Biotop gepflegt.
Der exklusive „Seeklub Heidhorn“, mit dem 1925 der Badebetrieb begonnen hatte, überlebte den II. Weltkrieg nur kurze Zeit. Die Mitgliederliste des „Seeklub Hiltrup“ für das Jahr 1949 führt noch 64 Namen auf, überwiegend Akademiker und Unternehmer aus Münster und Hiltrup. 1952 ist die Mitgliederzahl auf 50 gesunken, der Anteil der promovierten Akademiker darunter ist deutlich zurückgegangen.
Eine „Steiner-See-Kommission“ des Gemeinderats kümmerte sich um den See, sie existierte mindestens von 1956 bis 1960.
1957 wurde die 100000. Besucherin des „Seebads Hiltrup“ empfangen. An Wochenenden kamen bis zu 5000 Gäste in das Bad. Die Gemeinde Hiltrup kaufte 1960 das Gelände von der Stiftung Heidhorn.
Die Gaststätte Steiner bestand bis in die 1960er Jahre. In einem Artikel der Münsterschen Zeitung vom 16.7.1960 ist sie als Ausflugsziel erwähnt, am 16.12.1961 berichten die WN von einer Veranstaltung im Haus Steiner und nennen Hermann Grote als Wirt.
1963 wurde der Bereich als Wasserschutzgebiet (ab 1985 mit Badeverbot) ausgewiesen, das öffentliche „Seebad Hiltrup“ wurde 1965 geschlossen. Verkrautung und Tiefenströmungen hatten die Unfallzahlen im Badebetrieb ansteigen lassen. Die Gemeinde Hiltrup baute neu, 1968 wurden die neuen Schwimmbecken im heutigen Freibad eröffnet. Der Streit um den Namen „Seebad Hiltrup“ erledigte sich, das neue Bad erhielt den Namen „Freibad Hiltruper See“.
Im selben Jahr wurde auch das „Waldhotel Krautkrämer“ im Nord-West-Bereich des Sees eröffnet – das „Haus am See“ der Eheleute Steiner war Vergangenheit. Krautkrämer übernahm zunächst auch die Bewirtschaftung des Freibad-Kiosks.
Der am 15.11.1968 gegründete Segelclub durfte an der Landzunge zwischen den beiden Seen eine Steganlage mit Schutzhütte bauen. Der (nördliche) „Steiner See“ wurde später mit dem „Schencking-See“, dem südlichen Seeteil, verbunden, nachdem das Kalksandsteinwerk dort 1967 den Sandabbau einstellte. Der Damm, der die beiden Seen trennte, erhielt einen Durchbruch.
Die regelmäßige Verkrautung, die schon vor 1965 den Badebetrieb gefährdet hatte, blieb ein Dauerproblem. Krautkrämer als Besitzer des Sees ließ 1972 auf eigene Kosten (14.000 DM) 400 Graskarpfen in den See einsetzen, sie sollten das Kraut kurz halten. Von Anfang an war allerdings zweifelhaft, ob der Steiner See ausreichende Lebensbedingungen für die Graskarpfen bot (WN 4.11.1972). 1984 baute der Segelclub das Clubhaus am Nordufer.
Seit seiner Gründung hat der Segelclub immer wieder Probleme mit der Verkrautung des Sees, seit 2007 sind auch Blaualgen ein Thema (siehe Stadt Münster zur Gewässerökologie).
Seit 1985 herrscht absolutes Badeverbot, da der See der Trinkwasserversorgung dient. In diesem Jahr begann eine intensive Diskussion über die Zukunft von See und Umgebung. Naherholung, Trinkwasser- und Naturschutz waren zu berücksichtigen (siehe Hiltrup heute und morgen Mai 1985). Jogger wollten dagegen mit dem Auto bis in den Wald fahren (siehe Hiltrup heute und morgen Oktober 1985). 1986 wurde beschlossen, zur Sicherung der Trinkwasserversorgung die Uferbereiche des Sees zu sichern. Die Maßnahmen verzögerten sich zunächst, da der beantragte Landeszuschuss auch 1987 nicht bewilligt wurde (siehe Hiltrup heute und morgen Mai 1987).
Das Freibad Hiltruper See wurde 2007/2008 modernisiert. Das Erholungsgebiet Hiltruper See ist mit gepflegten Wegen und Spielmöglichkeiten heute ein beliebtes Ausflugsziel.
Heideflächen und Sandmagerrasen am Hiltruper See werden regelmäßig gepflegt (siehe auch Wolfgang Thomas, Die Pflanzengesellschaften des Hiltruper Sees).
Diese Fläche war noch vor 1967 zur Vorbereitung des Sandabbaus abgeholzt worden. Je nach Jahreszeit bietet sie einen unterschiedlichen Anblick.
Wer sich beim Spaziergang rund um den Steiner See ein wenig umschaut, trifft auch andere Wanderer…
(Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 27.11.2024.)