Es war ein Besuch in der alten Heimat. Gersterbrot gibt es im Hannoverschen, ähnlich dem münsterschen Doppelback, aber doch anders – gegerstelt eben. Also auf zum Bäcker! Ein Filialbetrieb, Untermieter im REWE-Supermarkt. „Ein halbes Gersterbrot“ ist die Bestellung, und die Verkäuferin langt hinter sich ins Regal. Komisch, klein sind die Gersterbrote geworden, und dies Brotchen schneidet sie jetzt durch. Mit der Maschine, ganz exakt. Der Preis liegt auf der Höhe, die man erwartet hat: 2,30 Euro für ein halbes Brot.
Die Tüte ist voluminös, beim Auspacken zu Hause scheint dies Stück Brot noch weiter zu schrumpfen. Jetzt ist Messen und Wiegen angesagt: Keine 8 Zentimeter misst das Teil in der Länge. Auf der – nicht geeeichten – Küchenwaage sind es 360 Gramm.
Dreihundertsechzig Gramm, das soll ein halbes Brot sein. Ein Witz? Oder der Superlativ der Rosstäuscherei, die einem inzwischen allenthalben reduzierten Inhalt in große Dosen/Gläser/Beutel füllt? Oder ein ganz phantastisches Entgegenkommen gegenüber all den Single-Haushalten: Ihr müsst jetzt weniger wegwerfen?
Die „Brotmeisterei“ Steinecke sieht mich jedenfalls nicht wieder. Im Impressum nennt sich der persönlich haftende Gesellschafter der GmbH übrigens „Meisterbäckerei“. Vom Himmel fallen die Meister bekanntlich nicht, dieser scheint aber doch eine Bruchlandung hingelegt zu haben. Der Kuchen vom Brotmeister schmeckte mäßig. Aber was will man vom „Brotmeister“ schon erwarten beim Kuchen?
Von den Bäckern Münsters erwarten wir jedenfalls eins. Sie sollen weiter gutes Doppelback backen (und natürlich auch andere leckere Sorten) und uns bei den Gewichten nicht an der Nase herum führen. Wenn Mehl, Energie und Bäcker teurer werden, sollen sie das offen ausweisen. Damit können wir leben.