Vorstandsvorsitzender in der Diesel-Klemme
Dr. Zetsche ist als Vorstandsvorsitzender von Daimler in Schwierigkeiten, er braucht Beistand! Dr. Zetsche wird im Augenblick vorgeführt. Ein neuer Bundesverkehrsminister möchte sich profilieren und wirft Mercedes Diesel-Tricksereien vor. Angeblich müssen nicht nur ein paar Vito-Lieferwagen von Mercedes zurückgerufen werden, weil ihre Dieselmotoren ungebührlich viel Stickoxide ausstoßen, sondern auch hunderttausende von C-Klasse-Modellen werden öffentlich verunglimpft.
Helfen Sie also Dr. Zetsche! Denn er – schon lässt er den schönen Schnäuzer traurig hängen – weiß wirklich von nichts. Hat er doch als Vertreter der ganzen Mercedes-Mannschaft verkündet: „Bei Mercedes wird nicht getrickst“, als bei Volkswagen schon die Staatsanwälte munter wurden. Mehr wusste er auch nicht!
Wir haben ihn vor fast einem Jahr bezogen auf einen ganz konkreten Euro 5-Diesel gefragt: „In welchem Umfang wird das angebotene Update der Motor-Software die Abgaswerte meines Fahrzeugs verbessern, d.h. wie viele Stickoxide werden zurzeit und nach Durchführung eines Updates emittiert?“. Dr. Zetsche hat uns damals umgehend eine Antwort zukommen lassen.
„Genaue Werte der Stickoxide liegen uns nicht vor“ hat Dr. Zetsche uns vor zehn Monaten zu dem angefragten Fahrzeug mitgeteilt, und zwar sowohl zum aktuellen Zustand des Fahrzeugs als auch zu dem Zustand nach einem angekündigten Software-Update.
Von dem „zeitnahen Softwareupdate“ haben wir seitdem nichts mehr gehört. Wusste Dr. Zetsche nichts davon? Auch wir wissen es nicht, der Mercedes-Händler vor Ort ist ratlos, aber wir können Dr. Zetsche wenigstens in einem anderen Punkt auf den aktuellen Wissensstand bringen. Denn wir hatten ihn ja gefragt, wie viele Stickoxide zur Zeit hinten rauskommen: Das können Dieselfahrer für alle Marken jetzt problemlos im Internet nachschauen. Klicken Sie auf die Seite https://www.trueinitiative.org/true-rating und geben Sie die Fahrzeugdaten ein, dann bekommen Sie in einem einfachen Ampel-System die Einstufung Ihres Fahrzeugs zu sehen. Im konkreten Fall lautet sie „POOR / Red rating“. Poor spricht für sich selbst; das Fahrzeug emittiert nach den Messungen der Initiative im realen Betrieb mehr als 180 Milligramm Stickoxide pro Kilometer. Auf den Prüfstandsmessungen nach den Regeln der Euro-Norm mag das weniger gewesen sein und für Euro 5 gereicht haben; tatsächlich sind es auf der Straße nach den Feststellungen der trueinitiative.org mehr Stickoxide, als der Laie nach der Norm Euro 5 erwartet.
Das alles weiß Dr. Zetsche nicht – denn sonst hätte er es uns längst geschrieben (vielleicht auch zum Softwareupdate eingeladen).
Helfen Sie also Dr. Zetsche! Schauen Sie auf https://www.trueinitiative.org/true-rating nach, wie es bei Ihrem Mercedes-Diesel aussieht, und mailen Sie das Ergebnis an Dr. Zetsche. Zögern Sie nicht, Eile ist geboten, er muss schon wieder zum Minister!
Oder wollen Sie ihm etwa Ihren Diesel gleich vor die Tür stellen, weil Sie damit demnächst nicht mehr nach Aachen, Stuttgart, Frankfurt, Köln … dürfen?
Natürlich sind immer Zweifel angebracht, wenn irgendwoher neue Messwerte auftauchen. Weder die Automobilindustrie noch der Bundesverkehrsminister werden Ihnen eine Antwort geben, wenn Sie nach der Seriosität und wissenschaftlichen Fundierung der trueinitiative-Messungen fragen. Nur so viel: Die Süddeutsche Zeitung verweist auf eine Einschätzung des ICCT, die Messtechnik sei in China und in den USA erprobt.