Was will Seehofer in Münster?

Münster ist von einem furchtbaren Verbrechen getroffen worden. Tote, viele Verletzte erschüttern die Stadt des Westfälischen Friedens. Viele Menschen haben sich bis dahin sicher gefühlt in einer friedlichen Stadt, sind tief erschrocken; haben sich nach den ersten Kurzmeldungen gefragt, ob da wieder einmal ein Fremder den Namen seines Gottes fürs Morden missbraucht hat; erfuhren dann, dass es ein Mitbürger war, ein Münsteraner.

Uns wird einmal mehr bewusst, wie verletzlich unser Zusammenleben ist. Schmerzlich wird uns in Erinnerung gerufen, zu welchen Untaten gestörte Mitmenschen fähig sind – und dass es die absolute Sicherheit nie gegeben hat und nicht geben wird.

Jetzt kommen die Politiker.

Seehofer und Laschet haben sich angesagt. Laschet will sich vor Ort informieren, heißt es. Ja, es gehört sich so, dass der Ministerpräsident kommt. Nein, neue Informationen wird er nicht bekommen, wenn er sich vor den Kiepenkerl stellt und der Polizei bei der Arbeit zuschaut; was es an Informationen gibt, hat die Staatskanzlei längst auf dem schnellen Dienstweg bekommen und an ihn weitergegeben. Es sind die hilflosen Floskeln, mit denen die Staatsspitze den öffentlichen Frieden beschwört und den Opfern und ihren Familien Rückhalt gibt.

Bundespräsident, Bundesregierung, EU-Kommissionspräsident, Macron, Trump haben Mitgefühl geäußert, selbst Putin. Was Seehofer aber mit seinem Besuch in Münster will, erschließt sich dem betroffenen Beobachter nicht. Seine Person ist in der öffentlichen Wahrnehmung allzu eng mit Flüchtlingsthemen verbunden; seine eigene Profilierung als Law-and-order-Politiker mag er in Bayern, zur Not in Berlin betreiben – die Münsteraner möge er bitte mit solchem Auftritt verschonen.