Tieftraurig und komisch

Ausschnitt aus einer Bildfolge im Evangelischen Gemeindezentrum (10.11.2017; Foto: Klare)
Ausschnitt aus einer Bildfolge im Evangelischen Gemeindezentrum (10.11.2017; Foto: Klare)

VorLeseClub mit Texten zur Demenz

Wer bin ich, wo gehöre ich hin, wohin geht der Weg? Die kleine Zeichnung im evangelischen Gemeindezentrum illustriert einen anderen Zusammenhang, aber sie hätte auch das Motto des Abends sein können. Der Hiltruper VorLeseClub war vom Seniorenforum zum Thema Demenz eingeladen, und die gemeinsame Arbeit hatte sehr unterschiedliche Texte zum selben Thema zusammengeführt.

Susanna Wüstneck begleitete auf der keltischen Harfe (10.11.2017; Foto: Klare)

Susanna Wüstneck begleitete auf der keltischen Harfe (10.11.2017; Foto: Klare)

Sie boten einen kleinen Ausschnitt aus der Fülle von Veröffentlichungen zu Demenz, die in den letzten Jahren erschienen sind.

Bücher in reicher Auswahl bot das Angebot der Hiltruper Buchhandlung (10.11.2017; Foto: Klare)

Bücher in reicher Auswahl bot das Angebot der Hiltruper Buchhandlung (10.11.2017; Foto: Klare)

Die Breite der aktuell verfügbaren Literatur zeigte der Büchertisch, den die Hiltruper Buchhandlung freundlicherweise für die Veranstaltung aufbaute und fachkundig begleitete.

Heinz Ludwig Leding liest aus Alois und Auguste von Alfred Koemeda (10.11.2017; Foto: Klare)

Heinz Ludwig Leding liest aus Alois und Auguste von Alfred Koemeda (10.11.2017; Foto: Klare)

Acht verschiedene Texte waren zu hören. Den Anfang machte keine moderne Fach- oder Betroffenheitsliteratur, sondern ein Klassiker. Das Märchen Der alte Großvater und der Enkel der Brüder Grimm führte beeindruckend kurz und knapp ein. Von Demenzerkrankung, Generationenvertrag und Pflegedienst ist keine Rede in dem Märchen, dafür umso eindringlicher vom unausweichlichen Alter und gegenseitiger Fürsorge.

Tilman Jens und Inge Jens beschreiben den Vater bzw. Ehemann in seiner Krankheit aus sehr verschiedenen Blickwinkeln. Wo der Sohn eher distanziert-realistisch den Verfall darstellt, reflektiert Inge Jens die „großen Fragen“: gibt es im Schrecken noch Freude für den Betroffenen? Ist Suizid eine realistische Perspektive?

Heide Kraft liest aus Der alte König in seinem Exil von Arno Geiger (10.11.2017; Foto: Klare)

Heide Kraft liest aus Der alte König in seinem Exil von Arno Geiger (10.11.2017; Foto: Klare)

Andere Texte ließen Betroffene zu Wort kommen. Wie sie die Anfänge des Leidens wahrnehmen, welche Strategien sie zur Kompensation der Ausfälle wählen und – ein Perspektivwechsel – wie sie sich einrichten in der neuen Lebenssituation, das ist nicht nur neuartig und bedrückend zu lesen, sondern durchaus auch tragikomisch, kurz gesagt: einen Blick ins Buch wert.