Spatzen haben's schwer

| 0 Kommentare

Selbstgebautes Spatzenhaus für drei Nistparteien (26.4.2025; Foto: Henning Klare)
Selbstgebautes Spatzenhaus für drei Nistparteien (26.4.2025; Foto: Henning Klare)

Wohnraum ist knapp

Nach vielen Jahren war einfach ein Rückschnitt der Rambler-Rose fällig. Nach und nach hatte sie die Eberesche überwuchert, und mit ihren kräftigen Dornen hatte sie den Spatzen immer einen angenehmen Schutzraum in der Höhe geboten. Die vielen trockenen Triebe mussten jetzt entfernt werden, und für die Spatzen blieb kein Quartier mehr über.

An der NABU-Station auf Haus Heidhorn hängen allerlei Nistkästen, darunter auch ein Mehrfamilienhaus für Spatzen. Drei Nistgelegenheiten in einem Häuschen. Die Besucher gehen ganz nah daran vorbei, und die Spatzen stört’s nicht. Sie sind sehr gesellig und brüten gern zu mehreren beieinander.

Warum nicht? Einen Spatzenpalast für den eigenen Garten kann man doch selber bauen! Bauanleitungen gibt’s kostenlos im Internet. Man schaut sie näher an und wird nachdenklich. Viele Einzelteile mit sehr unterschiedlichen Maßen sind erforderlich, und die soll man alle aus einem einzigen Brett zuschneiden? Mit der kleinen Handsäge, oder im Zickzack mit der Stichsäge? Von der gefährlichen Kreissäge ganz zu schweigen.

Es soll ein Gemeinschaftprojekt werden, ein Enkelkind braucht Beschäftigung in den Osterferien. Da wird das viele Sägen gleich gestrichen (so viel Pflaster ist gar nicht im Haus), die Einzelteile schneidet der Mann im Baumarkt mit der ganz großen Säge zu. Aber die Maße all der Internet-Bauanleitungen sollte man sich vorher genau ansehen, das stimmt nämlich nicht alles. Und eine Materialliste sollte man vor dem Start (bzw. vor der Fahrt zum Baumarkt) genau überlegen. Zuletzt: Was für Werkzeug braucht man eigentlich dafür, wenn man sich nicht quälen will?

Daraus entsteht diese Materialliste: Die meisten Holzteile im Baumarkt aus 18mm dickem wasserfest verleimtem Sperrholz zuschneiden lassen:
  • 20 × 50cm (Dach)
  • 20 × 44cm (Rückwand)
  • 12 × 44cm (Boden)
  • 18 × 40cm (Vorderseite)
  • 14 × 32,7cm (Seitenwände)
  • 12 × 33,1cm (innere Trennwände)
  • 26 Spax-Schrauben 3×40mm
  • 2 einfache Nägel (40 bis 50mm lang)
  • 1 Schraubhaken für den Verschluss (ungefähr 3×40mm / 4×50mm)
  • 4 Schraubhaken / -ösen für die Aufhängung (ungefähr 3×40mm / 4×50mm)
  • 2 Kunststoffdübel 5mm
  • 2 × 10cm Draht oder 2 feste Kabelbinder für die Aufhängung
  • wasserfester Leim (optional)
Dazu braucht man dies Werkzeug:
  • Stichsäge oder Hobel(maschine) oder Bandschleifer zum Abschrägen der oberen Kante der Rückwand
  • Stichsäge / Handsäge zum Teilen der Seiten- und Trennwände
  • Akkuschrauber mit Schrauberbit
  • Holzbohrer 2,5 / 3mm zum Vorbohren der Schraublöcher und der Nagellöcher in den Seitenwänden (für das Scharnier), Holzbohrer 8mm für Entwässerungsöffnungen im Boden, Steinbohrer 5mm
  • Lochsägevorsatz 32mm
  • eventuell Fräswerkzeug für den Akkuschrauber, um die Einfluglöcher noch etwas nachzuarbeiten
  • Scharfer Schlitzschraubenzieher oder Holz-Stechbeitel
  • Hammer
Und so geht’s:
  • Das Teil für die Seitenwände fest einspannen und schräg durchsägen: Aus 14 × 32,7cm werden 2 Teile 14 × 17,7/15cm (Seitenwände)
  • Das Teil für die inneren Trennwände fest einspannen und schräg durchsägen: Aus 12 × 33,1cm werden 2 Teile 12 × 17,7/15,4cm (innere Trennwände)
  • Die obere vordere Ecke der inneren Trennwände (die von der 15,4 cm langen Seite und der Schräge gebildet wird) ungefähr 3cm schräg absägen
  • Rückwand einspannen mit Schraubzwinge oder Schraubstock und obere vordere Kante abschrägen
  • In die Rückwand drei Schraublöcher vorbohren mit dem 3mm-Bohrer: Auf der – jetzt etwas höheren – Rückseite unten im Abstand von 1cm von der Unterkante erst markieren, dann bohren
  • 4 x je 2 Schraublöcher zur Befestigung der Seiten- und Trennwände markieren auf der Außen- bzw. Unterseite von Rückwand und Boden (Abstand von einer Schmalseite der Teile: 1cm – 15cm – 29cm – 43cm) und mit dem Bohrer 3mm vorbohren
  • Für jedes Nistabteil 2 Entwässerungsöffnungen in den Boden bohren (Bohrer 8mm)
  • Boden waagerecht und Rückwand senkrecht auf Arbeitsplatte / Küchentisch positionieren (alte Zeitung unterlegen), Rückwand von hinten gegen den Boden verschrauben (abgeschrägte Kante oben nach vorn)
  • Die breiteren Seitenteile links und rechts anhand der vorgebohrten Löcher bündig mit Boden und Rückwand verschrauben: Längere Seiten gegen Rückwand, damit das Dach eine Neigung nach vorne / unten bekommt (und Regenwasser nach vorn ablaufen kann)
  • Die schmaleren inneren Trennwände anhand der vorgebohrten Löcher mit Boden und Rückwand verschrauben: Längere Seiten gegen Rückwand, damit das Dach eine Neigung nach vorne / unten bekommt
  • Mitte der Einfluglöcher auf der Vorderseite markieren: 5cm von der oberen Längsseite, Abstand von der Schmalseite: 7cm – 20cm – 33cm. Mit der 32cm-Lochsäge die Einfluglöcher sägen
  • Löcher kontrollieren, eventuell mit dem Fräswerkzeug nacharbeiten, so dass der Durchmesser zwischen 32 und 34mm liegt
  • Vorderseite auf der Innenseite unterhalb der Einfluglöcher aufrauen (mit scharfem Schlitzschraubendreher oder Stechbeitel)
  • In die vorderen oberen Ecken der Seitenteile je 1 Loch bohren (2,5 / 3mm) im Abstand von je 1cm von der Vorderkante und der oberen Schräge
  • Vorderteil mit der rauen Seite nach innen und den Einfluglöchern nach oben zwischen den Seitenteilen einpassen: Oberkante des Vorderteils ist auf der Höhe der vorderen oberen Ecke der Seitenteile
  • Nistkasten auf eine Schmalseite stellen und einen Nagel durch das vorgebohrte Loch in die Schmalseite der Vorderseite schlagen; Nagelkopf etwas überstehen lassen (damit man den Nagel im Notfall einfach wieder herausziehen kann)
  • Nistkasten auf die andere Schmalseite stellen und den zweiten Nagel einschlagen • 7 Schraublöcher auf dem Dach markieren: Hinten 3 im Abstand von 1,5cm von der hinteren Kante; links und rechts je 2 im Abstand von 4cm von der seitlichen Kante. Schraublöcher mit 3mm-Bohrer senkrecht zum Holz vorbohren
  • Dach auflegen und kontrollieren, ob sich die Vorderwand problemlos auf- und zuklappen lässt
  • Dach bündig mit der Rückseite verschrauben
  • 1 Schraubhaken in die Vorderkante des Bodens neben der Vorderseite vorbohren und so weit eindrehen, dass er die Vorderseite zuhält und zur Reinigung des Kastens einfach zur Seite zu drehen ist
  • Löcher für die Aufhänge-Ösen / -Haken markieren und vorbohren: Im hinteren Bereich des Dachs 4cm von der Schmalseite des Dachs entfernt
  • Aufhänge-Ösen /-Haken durch das Dach in die Seitenteile schrauben
  • Mit dem Steinbohrer in 2 bis 3 Meter Höhe an der Ostseite von Haus oder Garage möglichst unter dem Dachüberstand 2 Dübellöcher im Abstand von 42cm in die Wand bohren, Dübel einsetzen und Haken eindrehen
  • Den Spatzenpalast mit Draht oder Kabelbindern an den Wandhaken aufhängen
  • Fertig.

Und wie lange dauert das?
Ungefähr drei Stunden.

Kosten:
  • Wasserfestes Sperrholz, fertig zugeschnitten: 20 Euro
  • Schrauben usw: Aus der Grabbelkiste
  • Werkzeug: Muss man haben

Und wenn man’s fertig kauft, …
ist der Palast ungefähr doppelt so teuer. Wenn man allerdings noch Werkzeug kaufen muss…
Aber wer baut schon sonst in drei Stunden ein ganzes Haus für drei Mietparteien?

Kommentare

Keine Kommentare

Kommentare

Geben Sie Ihren Kommentar hier ein. * Eingabe erforderlich. Sie müssen die Vorschau vor dem Absenden ansehen.