Schlimme Finger am Klosterwald

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Das südliche Ende der Hiltruper Straße Am Klosterwald. Eine ruhige Sackgasse ohne Verbindung zur Glasuritstraße (Karte: https://geo.stadt-muenster.de/webgis/application/Stadtplan)
Das südliche Ende der Hiltruper Straße Am Klosterwald. Eine ruhige Sackgasse ohne Verbindung zur Glasuritstraße (Karte: https://geo.stadt-muenster.de/webgis/application/Stadtplan)

Die alte Landstraße von Münster nach Hamm verlief bis vor 200 Jahren als Sandweg über den Sandrücken, der Hiltrup von Nord nach Süd durchzieht. In Zeiten schlechter Wege und schlechter Pferdewagen war es sinnvoll, die nassen Niederungen zu meiden. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die heutige Bundesstraße 54 in ihrem jetzigen Verlauf als Chaussee ausgebaut. Sie war mit Steinen befestigt, hatte weniger Kurven und konnte zu jeder Jahreszeit problemlos befahren werden.

Danach verfiel die alte Landstraße und bekam neue Namen: Breiter Weg hieß sie, dann Münsterstraße / Klosterstraße, und erst seit der kommunalen Gebietsreform gelten die Straßennamen Hohe Geest und Am Klosterwald.

Die Straße Am Klosterwald endet heute als stille Sackgasse mit einem großzügigen Wendeplatz in einem sehr ruhigen Einfamilienhaus-Gebiet. Vor Jahrzehnten stand hier noch der Klosterwald. Die Bäume mussten nach und nach weichen, zwischen Heideggerstraße und der Klosterwald-Sackgasse bauten leitende Angestellte von Glasurit bzw. BASF ihre Häuser. So verwundert es nicht, wenn manches einen Hauch von Festungsausbau hat. Still ist es hier. Schulkinder kommen nicht vorbei, und auch die Routen nachts randalierender Jugendlicher (oder sind das die Alten?) verlaufen anderswo.

Hier sind Fremde, also auch die Nachbarn, die ein paar Häuser weiter wohnen, nicht gern gesehen. Erst recht werden ihre Fahrzeuge hier nur widerwillig geduldet. Wer es etwa wagt, unter der Laterne gegenüber Hausnummer 47 für wenige Tage einen Wohnwagen abzustellen, wird sogleich attackiert: Wie lange das denn sein solle, und die Tonlage ist nicht freundlich. Nun ist das ja kein Problem, denkt man; man verweist schlicht auf die geltenden Parkregeln für Wohnwagen und versichert, dass man diese Regeln einhalten werde.

Holz verstopft den Schließzylinder der Wohnwagentür (29.4.2025; Foto: Henning Klare)

Holz verstopft den Schließzylinder der Wohnwagentür (29.4.2025; Foto: Henning Klare)

Im Jahr 2025 mochte sich dann wohl jemand nicht mehr abfinden mit dem Gemeingebrauch. Gemeingebrauch ist die knappe Bezeichnung für das Recht aller BürgerInnen, öffentlichen Verkehrsraum – auch zum Parken – zu benutzen. Aus Unzufriedenheit wuchs Hass, und aus Hass wurde gehässiges Handeln.

Als der Wohnwagen Ende April 2025 nach sechs Tagen Standzeit abfahren sollte, ging das nicht mehr. Der Schlüssel passte nicht mehr ins Schloss. Der Schließzylinder war mit Holz verstopft. Ein dünner Ast oder ein Holzspan war tief und fest hineingedrückt und dann abgebrochen worden. Von außen ließ sich das Holz nicht auf Anhieb herausziehen.

Die dummen Streiche von Betrunkenen sehen anders aus. Abgetretene Spiegel, zerstochene Reifen oder zerkratzten Lack gibt es immer wieder am Klosterwald – da, wo der Heimweg entlang führt. Nicht im Sack – oder ist es ein Sumpf? – am Ende des Klosterwalds.

Also schaut man einmal vorwurfsvoll in die Runde. Und weiß sich zu helfen. Es dauert nur, bis die letzten Holzfasern aus dem Schließzylinder entfernt sind. Und man denkt sich: Wer da seine spitze Wut in spitzen Hölzchen ausgelebt hat, war dem oder der eigentlich die Konsequenz klar? Der Wohnwagen wäre noch lange vor dieser Haustür stehen geblieben, wenn statt Geschicklichkeit ein Schlüsseldienst den Wohnwagen mit vielen Tagen Verspätung geöffnet (und wieder verschlossen?) hätte.

Wer da seine / ihre spitze Wut ausgelebt hat, ist inzwischen längst in der Ernüchterung (oder doch Ausnüchterung?) angekommen. Da ist man so alt geworden und hat sich so eine Kinderei geleistet – ist das vielleicht schon die Demenz, die einen da im Spiegel ansieht? Freunden kann man den Streich nicht erzählen, wenn man noch für voll genommen werden will.

Der Wohnwagen wird deshalb auch in Zukunft immer wieder für ein paar Tage an dieser Stelle stehen.

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