Münster-Barometer: wenig Fußballbegeisterung
Braucht Münster ein neues Fußball-Stadion mit 40.000 Plätzen für den SC Preußen 08? Ein Drittligist mit hochfliegenden Plänen ist jetzt mit der erfrischenden Realität konfrontiert. Münsters Bürger sind zu diesem und jenem befragt worden, auch zu Fußball. Die Forschungsgruppe Bema am Institut für Soziologie der Uni Münster veröffentlicht jetzt die Ergebnisse des neusten Münster-Barometer. „Wann waren Sie das letzte Mal bei einem Fußballspiel von Preußen Münster“ lautete eine der Fragen an Münsters Bürger, und die meisten antworteten „Noch nie“ oder „vor mehr als zehn Jahren“, „in den letzten zwölf Monaten“ waren es gerade mal 10%. Noch deutlicher fiel die Antwort aus auf die Frage, ob ein Stadionneubau an anderer Stelle, d.h. nicht am alten Standort an Münsters Hammer Straße, befürwortet wird: 73%, also drei Viertel der Befragten halten überhaupt nichts von den Plänen des neuen Vereinsvorstands.
Wo die kommunalpolitischen Akteure sich schamhaft zurückhalten – Wahlen stehen an, bloß keinem auf die Füße treten! – , sind die Bürger also ganz offen und direkt: lasst die Finger von dem Fantasieprojekt.
Fußball hat sich generell vom Sport zum Business entwickelt. Tabellenplätze bringen Geld, Investoren wollen Rendite, ganz zu schweigen von der endlosen Kette von Skandalen in den weltweiten Vermarktungsorganisationen. Wer mit Investment Geld verdienen will, darf aber nicht selbstverständlich finanzielle Unterstützung durch die Stadt erwarten: Aufgabe der Kommune ist, ganz altmodisch, die Daseinsvorsorge für die Bürger, also Wohnen, Arbeit, Gesundheit, Nahverkehr. Die Unterstützung von Finanzinvestoren zählt nur dann dazu, wenn Arbeitsplätze geschaffen und Steuereinnahmen gesichert werden; davon kann bei Preußen 08 keine Rede sein, und für die Förderung des Breitensports brauchen die Preußen sicher kein Groß-Stadion. Wenn es in Münster noch bebaubare Flächen gibt, dann nur für den Wohnungsbau.
So eiert die münstersche Kommunalpolitik um den Fußball herum, man nutzt das Thema für das eine oder andere harmlose Geplänkel, und alle setzen insgeheim darauf, dass die Preußen die Finanzierung sowieso nicht auf die Füße bekommen. Ob Münsters Bundestagsabgeordneter Christoph Strässer wirklich gut beraten war, sich vor diesen Karren spannen zu lassen? Mit all den vordergründigen Planungsaktivitäten der Stadtverwaltung wird nur eins erreicht: öffentliches Geld wird mit endlosen Planungen und Verwaltungsvorlagen so lange verbraten, bis das Thema tot ist. Das Geld wäre besser im Ausbau von Schulen und der Planung von Wohngebieten angelegt.
Auf denn: bis zum nächsten Kommunalwahlkampf! Stadion-Versprechen als Mittel der Bürgertäuschung waren in Münster immer schon beliebt. Nur die Preußen müssen aufpassen, dass diese Spielchen nicht nach hinten losgehen; man kann den Bogen auch überspannen.
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