Ein Tag in Trier
(Voriger Tag: Von Thionville nach Trier.)
Trier haben die beiden Radwanderer am Vorabend nur begrüßt, aber nicht gesehen. So ist es konsequent, einen Tag nicht auf dem Rad zu verbringen. Stattdessen schauen sie Trier aus der Nähe an – und es gibt viel zu sehen.
Die Dimensionen der Kirche erschließen sich mit dem Blick lang durchs Kirchenschiff, zuerst vom Westportal und dann aus der Höhe der Pilgertreppen im Ostchor.
Nach einem ersten Über-Blick in den Innenraum gibt es die Details zu entdecken. Der mächtige spätromanische Bau hat im Laufe der Generationen von Bischöfen viele Veränderungen erfahren. Im Zuge der Barockisierung ist der Westchor umgestaltet und die barocke Schwalbennest-Orgel eingebaut worden.
Anfang des 18. Jahrhunderts wurde auch die barocke Heiltumskapelle an den Ostchor angebaut, ein mächtiger Aufbau im Ostchor führt mit Pilgertreppen zur Durchblicksöffnung zur Heiltumskapelle. Auf dem Foto sieht man sie geradezu magisch erleuchtet.
Auf dem massiven Treppengeländer am Aufgang zur Heiltumskapelle wacht der steinerne Engel. Wenn er auch eigentlich nur ein Nebendarsteller ist, so verweist er doch eindringlich auf die Grundlage der Verkündigung: Die Schrift ist Grundlage, auch wenn viele Gläubige der vergangenen Jahrhunderten nicht lesen konnten.
Im Durchblick zur Heiltumskapelle über den Besuchern des Pilgeraufgangs ein Leuchten.
Der Blick vom Aufgang zur Heiltumskapelle nach Westen erfasst den Kontrast: Schwere steinerne Massen der Romanik und Licht.
Im 18. Jahrhundert kommt ein Stuckrelief in drei Szenen hinzu, wieder eine andere Form von Kunst; hier die Verkündigung durch den Engel.
Vom Blick in die Krypta zurück: In den Kreuzgang!
Himmelan strebende Massen, schaut man vom Kreuzgang nach oben. Merkwürdig unharmonisch angefügt wirkt die Heiltumskapelle mit dem Heiligen Rock (rechts im Bild).
Liebfrauenkirche (links im Bild) und Dom bilden einen gewaltigen Baukomplex.
Zwischen Dom und Liebfrauenkirche besteht eine direkte Verbindung. Die Figuren im Tympanon über dem Durchgang stammen aus dem 12. Jahrhundert, in ihrer Schlichtheit berühren sie.
Geht man durch diese Pforte, kommt man in eine ganz andere Welt der Architektur. Der Liebfrauenkirche liegt ein anderes Konzept zugrunde, sie ist ein gotischer Zentralbau aus dem 13. Jahrhundert. Die 12 tragenden Pfeiler stehen für die 12 Apostel, sie vermitteln eine Atmosphäre der Leichtigkeit.
Aus dem Sakralen zum Profanen, der Stadtrundgang kreist um den Hauptmarkt!
Der Hauptmarkt mit dem Marktkreuz ist die lebendige Mitte, von hier geht es weiter zur altehrwürdigen Konstantinbasilika.
Lebendiges, buntes Trier mit Schulausflug zur Basilika – man muss hineingehen, sich ganz in Ruhe hinsetzen und die Atmosphäre auf sich wirken lassen.
Vielfach zerstört und wieder aufgebaut hat der Bau seine majestätische Wirkung behalten. Er diente zur Inszenierung der römischen Kaiser in Trier. Der im Raum schwebende Schalldeckel mag für die Akustik eines Konzertes unverzichtbar sein, den Raumeindruck stört er jedoch.
Erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird die Konstantinbasilika als evangelische Kirche genutzt…
… und als Rahmen für die Präsentation von modernen Kunstwerken.
Wenige Schritte sind es nur aus der Altstadt heraus zu weiteren römischen Spuren. Eine angesagte Event-Location hatten auch die Römer schon, in der Arena dürfte es allerdings deutlich dramatischer und blutiger zugegangen sein als heute.
Die wechselvolle Geschichte der Basilika St. Matthias im Süden der Stadt ist nicht viel kürzer. Die Kirche aus dem 12. Jahrhundert geht auf einen Vorgängerbau des 5. Jahrhunderts zurück, in dem die ersten Bischöfe von Trier bestattet waren. Menschliche Gebeine, die 1127 beim Abriss des Vorgängerbaus gefunden wurden, werden als die Reliquien des Heiligen Matthias angesehen und lösten einen Zustrom von Pilgern aus. Der Schrein mit den Gebeinen wird jetzt in der Krypta aufbewahrt.
Die Existenz von Matthiasreliquien in Trier ist bestritten, aber seit dem 12. Jahrhundert bestehen bis heute zahlreiche Matthiasbruderschaften, sie pflegen die Tradition der Wallfahrten nach Trier.
Der Rückweg in die Stadt vorbei am Karl-Marx-Haus …
… führt die kleine Stadtbesichtigung über den Hauptmark zurück zu den Römern.
Der Weg zur Porta Nigra geht über die Simeonstraße, vorbei am Dreikönigenhaus. Die Fassade fällt heraus aus der gesamten Umgebung, das Haus war ursprünglich ein Wohnturm mit dem Eingang im I. Stock.
Schräg gegenüber betrachtet der steinerne St. Nicolaus sowohl die Touristen als auch die Porta Nigra.
So finster das rätselhafte Bauwerk auch wirkt, …
…, es bietet einen schönen Ausblick über eine sehenswerte Stadt!