Ein Mercedes hält ewig. Beinahe. Wer früher Taxifahrer fragte, bekam Geschichten von Autos erzählt, die zwei Millionen Kilometer schafften, ohne größere Reparaturen. Heute bombardiert Mercedes seine Kunden mit Aufforderungen, Garantieverlängerungen zu kaufen.
Beim ersten Mal wundert man sich nur: Post vom Hersteller, Aufforderung, viel Geld in die Hand zu nehmen für eine längere Garantie? Der Schrieb wandert in den Papierkorb.
Das Auto muss zur Inspektion, erwartungsgemäß teuer und ohne Mängel. Wenige Tage später ruft die Werkstatt an: Ob man nicht eine Garantieverlängerung wolle? Das Wundern wandelt sich, kurz angebunden sagt man nein.
Eine Woche später kommt Post vom Händler. Die nächste Ruckrufaktion wegen Sicherheitsmängeln? Oder eine Mahnung, weil man die nicht erfolgte AdBlue-Füllung nicht bezahlt hat? Das wäre noch ärgerlicher, denn wohlweislich hatte man AdBlue vor der Inspektion billig an der Tankstelle nachgefüllt, und auf der Inspektionsrechnung standen über 40 Euro für angeblich durchgeführten AdBlue-Service. Aber weit gefehlt, im Umschlag steckt „Ein Angebot, mit dem Sie garantiert entspannt bleiben“, und dann fällt einem nichts mehr ein. 599,00€, tatsächlich fünfhundertneunundneunzig Euro soll man für ein Jahr längere Garantie bezahlen bei einem Auto, das gerade erst zweieinhalb Jahre alt ist. Vom schwäbischen Qualitätshersteller.
Zwei Möglichkeiten gibt es, solches Ansinnen zu erklären. Entweder taugen diese Autos nichts mehr – der Hersteller wird das ja wohl am besten wissen -, und wer mit ihnen zuverlässig unterwegs sein will, braucht einen Rettungsschirm.
Oder auch hier macht sich eine Abzocke breit, wie man sie an vielen Stellen beobachten kann. 50 Euro Garantieverlängerung für einen Kühlschrank, die Prospekte sind inzwischen voll von solchen unsittlichen Angeboten. Für langlebige Investitionsgüter soll der unvorsichtige Kunde doppelt zahlen, die Hersteller erwecken bei ihrer Neuware ganz schamlos den Eindruck von Schrott. Vorsicht ist hier geboten, Vorsicht gegenüber dem Versuch der Übertölpelung.
Bei der weißen Ware kann man nur die EU unterstützen bei dem Vorhaben, eine Mindestlebensdauer der Geräte gesetzlich vorzuschreiben. Die Lebensdauer von Autos ist zu sehr von der Art der Nutzung abhängig, um solche festen Garantiezeiträume zu fordern. Aber Misstrauen ist bei Angeboten von Autohersteller schon angebracht. War da nicht mal was mit Thermofenster und Schummelsoftware? Ist der Ruf erst ruiniert, …
Und dann liest man noch einen ganz putzigen Hinweis in dem letzten Angebotsschreiben. Laut Datenschutzerklärung habe der Händler den Kunden nicht telefonisch kontaktieren dürfen, deshalb schicke er dies Angebot per Post. Das schreibt der Händler, nachdem er den Kunden bereits telefonisch kontaktiert hat. Also Datenschutz und das ganze Gedöns.