Lieferanteneingang

Einbruch durch die Tiefgarage

Hiltrup ist eigentlich eine ziemlich heile Welt. Sollte man denken, ein durchweg bürgerliches Umfeld ohne Kriminalitäts-Hotspots. Aber Einbruch hat immer Konjunktur. Am Morgen parkt ein Lieferwagen vor dem Nachbarhaus, man hört Stimmen vor dem Hauseingang: Man müsse in den Keller, um die Einbruchsspuren zu beseitigen.

Es ist eine Spezialfirma, auf dem Wagen wirbt sie mit „Schadenbeseitigung“. Drei Mann sind im Einsatz, sie verschwinden im Treppenhaus. Als aufmerksamer Nachbar fragt man nach einer Weile nach. Jeder muss sich hier im Visier der Langfinger fühlen, alle paar Jahre gibt es ungebetene Gäste in der Nachbarschaft: Wie sind sie hereingekommen? Was ist passiert?

Der Einbrecher-Eingang war mal wieder die Tiefgarage. Kaum Spuren gebe es am Rolltor, sagen die Spezialisten. Ein Mieter habe berichtet, das Tor habe zuletzt nicht richtig geschlossen. Eine freundlichere Einladung ist kaum denkbar. So konnten die Einbrecher sich in aller Ruhe im Keller umsehen und die – meist schlecht gesicherten – Kellertüren öffnen.

Wat den een sien Uhl – Kriminalität schafft Arbeitsplätze. Einen halben Tag waren die drei Mann von der Spezialfirma damit beschäftigt, die von den Einbrechern angerichteten Schäden zu beseitigen. Einen Rat konnten sie nicht geben, wie man sich selber schützen kann: Oberhalb der Erde hat es keine Einbruchsspuren gegeben.

Aber auch wer keine Tiefgarage hat, sollte sich Gedanken machen über eine bessere Sicherung von Türen und Toren.

Grafische Darstellung der versuchten und vollendeten Wohnungseinbrüche in Münster 2001-2023 (Zahlen: amtliche Statistik, Grafik: Henning Klare)

Grafische Darstellung der versuchten und vollendeten Wohnungseinbrüche in Münster 2001-2023 (Zahlen: amtliche Statistik, Grafik: Henning Klare)

In Münster gebe es viele Einbrüche, sagen die Experten von der Schadenbeseitigung. Die Kriminalstatistik zeigt 2020/2021 einen absoluten Tiefpunkt bei den Wohnungseinbrüchen in Münster, aber schon 2022 sind die Zahlen deutlich angestiegen. 2023 hat sich der Trend fortgesetzt: Mit 429 versuchten und vollendeten Wohnungseinbrüchen hat das Jahr 2023 den Vergleichsstand des Jahres 2001 beinahe wieder erreicht (92,3%), darunter 160 während der hellen Tagesstunden.

Grafische Darstellung der versuchten und vollendeten Wohnungseinbrüche in NRW 2001-2023 (Zahlen: amtliche Statistik, Grafik: Henning Klare)

Grafische Darstellung der versuchten und vollendeten Wohnungseinbrüche in NRW 2001-2023 (Zahlen: amtliche Statistik, Grafik: Henning Klare)

Münster folgt im Übrigen nur dem Landestrend. Auch landesweit zogen die Wohnungseinbrüche 2022 deutlich an auf 23528, im Jahr 2023 stieg die Zahl weiter auf 27061. Ungefähr jedes zweite Mal schaffen die Ganoven es nicht, das heißt es bleibt beim Versuch (12809 Versuche im Jahr 2023 = 47,3%). In Münster schienen die Hauseigentümer 2022 etwas vorsichtiger und die Ganoven etwas weniger professionell zu sein als anderswo im Lande, die Quote der erfolglosen Einbruchsversuche lag hier im Jahr 2022 um 2,3 Prozentpunkte höher als im Landesdurchschnitt. 2023 hat sich dies Bild gewandelt, mit einem Versuchsanteil von 46,4 % in Münster 2023 waren hier die Ganoven etwas erfolgreicher.

Es gibt einen bemerkenswerten Unterschied: Der Trend in Münster ähnelt zwar dem NRW-Trend, ist aber wesentlich stärker ausgeprägt. Im Durchschnitt von NRW sind die Wohnungseinbrüche im Jahr 2023 wieder auf 57,6 % des Niveaus von 2001 angestiegen – Münster hat das Niveau von 2001 im Jahr 2023 mit 92,3 % schon fast wieder erreicht. Interpretieren kann man diesen Spitzenplatz Münsters vielleicht so: Münster ist eine wohlhabende Stadt, hier gibt es viel zu holen, das wissen auch die professionellen Ganoven .

Und wer war’s? Wenn man das doch wüsste. Landesweit konnten 2022 nur 14,4 % der Wohnungseinbrüche aufgeklärt werden, mit 42,9 % waren fast die Hälfte der wenigen gefassten Täter Nichtdeutsche. 2023 sank die NRW-Aufklärungsquote auf 13,4 %, und 47,3 % der Täter waren Nichtdeutsche. Die Aufklärungsquote in Münster stieg von 13,6 % im Jahr 2022 etwas an auf 18,2 % im Jahr 2023.

Was bleibt? Natürlich kann man schauen, wo gerade viel eingebrochen wird, die Polizei bietet dafür ihr Wohnungseinbruchradar. Aber wirklich hilft nur Abschließen, und zwar richtig – Vorbeugung ist möglich.

(Dieser Artikel wurde zuletzt akualisiert am 9.4.2024.)