Kaffee-Vollautomat ohne Durchhaltevermögen
Wie lange hält eigentlich so eine Kaffeemaschine, so ein schicker und praktischer Vollautomat? Wenn man eine freie Werkstatt fragt, zum Beispiel das Kaffeestudio Münster, bekommt man „10 Jahre“ zur Antwort, „so lange müsste sie eigentlich halten“. Wenn man die Stiftung Warentest fragt, erfährt man dazu noch, dass der Reparaturservice der großen Marken meistens unterirdisch schlecht ist.
Mit 10 Jahren kann man sich ja noch einverstanden erklären, diese Lebensdauer erwartet man auch von Waschmaschine und Trockner – Geräte, die häufig weniger kosten und schwerer belastet werden als Kaffeemaschinen. Aber Reparaturen ohne Ende bis dahin? Immerhin ist so ein Kaffee-Vollautomat kein Schnäppchen.
Melitta schießt jedenfalls den Vogel ab. Aber wir erzählen es mal der Reihe nach. Im März 2012 kam die Caffeo Bistro ins Haus. Stiftung Warentest hatte sie ordentlich beurteilt, und zunächst tat sie auch, was sie sollte. Dann wurde sie inkontinent. Wenn sie Kaffee ausspuckte, ließ sie auch an anderer Stelle unter sich. Kein Problem, die zwei Jahre Gewährleistung waren noch nicht ganz abgelaufen. Als die Maschine vom Servicepartner von Melitta – denn auch Melitta repariert nicht selbst – zurückkam, war ein Bericht beigefügt. „Wenig Gebrauchsspuren“ stand darin, der Kunde hatte das Maschinchen also nicht misshandelt, und eine lange Liste von Austauschteilen. Innenverteilermanschette, Drainageventil und Dampfventil waren ersetzt worden, und alles war gut.
Aber nicht lange. Gut zwei Jahre später war wieder das Dampfventil kaputt. Kaffee an einer Stelle, Inkontinenz an anderer Stelle. Anruf bei Melitta: Was tun? Melitta hatte ärgerliche Antworten. Die Reparaturkostenpauschale betrug schlappe 165 Euro, und alternativ könne der Kunde ja eine neue Maschine kaufen. Also auf zur freien Werkstatt in Münster, das kostete mit Originalersatzteil von Melitta 90 Euro, und alles war gut.
Nicht lange. Es dauerte kein Jahr, bis der Kaffee nicht mehr in der Tasse landete, sondern nur noch im Geräteinneren. Jetzt war wieder das Drainageventil fällig, wieder gingen 90 Euro über den Ladentisch. Und alles war gut?
Diesmal dauerte es nur 6 Monate. Dampf braucht man zum Milchaufschäumen, Dampf macht die Maschine auch – aber er zischt nicht da heraus, wo er gebraucht wird. Der Kunde bekommt langsam Dampf, nein Wasser in die Ohren und fragt bei Melitta nach, fragt um Rat: was könnte die Ursache sein, was kostet die Reparatur, lohnt das noch? Und an dieser Stelle haut es den Kunden um: Nein, Melitta repariere diese Maschine gar nicht mehr. So wandert die Maschine erneut zur freien Werkstatt, bekommt auf Kulanz noch einmal ein neues Drainageventil, und dampft seitdem vor sich hin. Mal macht sie ordentlichen Milchschaum, mal zischt’s woanders, nur nicht in der Tasse. Spinnt jetzt die Elektronik? Oder hat Melitta die Halbwertzeit der Ventile auf drei Monate verkürzt?
Diese Maschine wird der Kunde jedenfalls nicht mehr reparieren lassen. Nie wieder wird er Melitta kaufen, eine Marke, die sich schon nach fünf Jahren von ihren eigenen Produkten distanziert. Und jeden Tag erinnert ihn die Caffeo Bistro daran; sie dampft hier, sie dampft dort, die Dampfturbine schreit, der Milchschaum macht sich dünne. Eben Melitta.