Das große Aufräumen nach Sturm Friederike
Sturmtief Friederike wütet kurz und heftig in Münster. Rund ums Haus schwanken die Bäume: Werden sie wohl halten? Fällt die Tanne quer über die Straße?
Aber es ist nicht die Tanne. Gleich zwei Birken hat es erwischt. Die dicken Stämme schwanken im Sturm, immer weiter neigt die eine sich, bis sie schief über den Garagen und Gärten hängt. Die zweite bewegt sich ebenso meterweit hin und her, der Wind schiebt sie ein wenig zur anderen Seite; auch sie hat den Halt im Boden verloren. Risse im Erdreich zeigen deutlich, dass auch sie gefällt werden muss. Aber im Sturm blieb der Baumspezialist genauso zu Hause wie die anderen Bürger.
Tage später rückt er an, bringt schweres Gerät mit. Hoch in die Baumkronen dirigiert er den Mobilkran, ohne den die Fällarbeiten kaum möglich wären.
Am Stamm hochklettern oder eine lange Leiter anlegen? Der Mobilkran sorgt für anderen „Zutritt“ in die Baumkronen. Am Kranhaken lässt sich der Spezialist hochhieven.
Fast könnte man an Modellflug oder Drohnen-Einsatz denken: aufmerksam dirigiert der zweite Mann den Kran mit der Funkfernbedienung. Erst muss der Baumabschnitt mit der Zugkette gesichert werden, dann kann sich der Spezialist vom Kranhaken lösen, mit seinen Steigeisen am Stamm herunterklettern und sich in der nächsten Arbeitsposition sichern.
Mit den Steigeisen an den Füßen verankert er sich fest am Stamm, das Sicherungsseil legt er um den Stamm vor sich.
Wo andere das Handy haben, hat er die kleine Kettensäge am Gürtel hängen. Sie kommt jetzt zum Einsatz, …
… und die Späne fliegen. In ganz kurzer Zeit ist durchgesägt, was 40 Jahre zum Wachsen gebraucht hat.
Für den Zuschauer der spannende Moment: der Stamm ist durchgesägt und bewegt sich, das ganze Gewicht des Abschnitts hängt in der Kran-Kette. Jetzt muss der zweite Mann die Last in Feinarbeit dirigieren, darf den Mann im Baum nicht gefährden und ringsum weder die anderen Bäume noch das Haus beschädigen.
Das ganze geschieht mit höchster Präzision – warum sind diese Leute eigentlich nicht Uhrmacher oder Chirurg geworden? Aber vielleicht würde ihnen dann ja der Nieselregen fehlen, der die Arbeiten hartnäckig begleitet…
Und wie ist es mit der Gefahr? Gar keine Angst, sich mit der Motorsäge in die Krone eines Baumes zu stellen, der ohnehin schon halb umgefallen ist? Zusammen mit dem Baum fallen? „Das kann natürlich passieren, da muss man flexibel sein“ ist die Antwort. Ja, der angeknackste Baum kann sich bewegen, kann ganz fallen oder sich auch wieder aufrichten. Da ist Erfahrung gefragt, Spezialisierung aus langjähriger Arbeit, und trotzdem bleibt ein Restrisiko.