Ein heißer Frühsommertag im Münsterland, und es ist Schlösser- und Burgentag. Was wollte man schon immer mal von innen besichtigen? Haus Kakesbeck, eine der drei Lüdinghauser Burgen. Lambert von Oer – seine eiserne Halskrause schon so oft in Burg Vischering gesehen, endlich auch seine Burg? Kakesbeck finden auch andere interessant, rundum ist alles zugeparkt, bloß weiter. Dann eben erst Kaffee trinken, die schmalen Straßen Zum Kastanienbaum sind voll von Radfahrern.
Haus Itlingen steht auf Platz 2 der Besichtigungsliste. Anmeldung per Email war erbeten, bis zum 16. Juni – das war vorgestern. Einen Versuch kann man aber wagen, wenigstens von außen wird man die Anlage erkunden können. Also auf nach Herbern.
Es ist eine verschwiegene Anlage. Hinter der diskreten Einfahrt eine kurze Allee, eine verschlossene Schranke, Fußgänger sind zugelassen „nur zum Schlosshof“. Das ist verständlich, Itlingen ist kein Museum. Auf den Ländereien werden Pferde gezüchtet, Teile des Hauses sind vermietet. Was man sieht, ist durchaus beeindruckend. Große alte Bäume, Wasser, dann öffnet sich der Blick über die Gräfte auf das Haus – ein wenig märchenhaft, aber doch ganz von heute.
Zögernd schreitet man über den Schlossplatz. Die letzten Besucher des Schlösser- und Burgentages verlassen gerade das Gelände, ist man überhaupt noch erwünscht?
Hinter dem Portal sieht man den 88 Jahre alten Hausherrn von Nagel etwas erschöpft im Sessel sitzen, er hat heute 400 Besucher gehabt. Sein Mieter, der Kurator der Erich-Kästner-Kinderstiftung ist so freundlich, die letzten Gäste links in die Schlosskapelle zu bitten. Den Tag über hatten sich hier die Menschen gedrängelt, jetzt ist es wieder still. Es ist ein schlichter, geschmackvoll restaurierter Raum. Zwei Gemälde, einige Reliquien, wie man sich so in den gutbürgerlichen und adeligen Familien Westfalens ausstaffierte.
Dann kommt der Hausherr hinzu, eigentlich hat er nur noch Hunger und möchte mit seinem Mieter essen fahren. Aber er lässt sich ein auf seine letzten Besucher, und auf ein Schwätzchen. Das Haus ist seine Leidenschaft, viel frisches Geld steckt darin und bedarf keiner weiteren Erklärung. Aber es gibt noch eine Leidenschaft, Herr von Nagel ist vor Jahren an den Jazz gekommen, den liebt und fotografiert er – und davon weiß er anschaulich und lebhaft zu erzählen. Ein Erlebnis.