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Samir Sfouk (Oud) am 7.12.2018 im Kulturbahnhof (Foto: Klare)
Samir Sfouk (Oud) am 7.12.2018 im Kulturbahnhof (Foto: Klare)

Flüchtlingsgeschichten im Kulturbahnhof

„Arta“ – schon gehört? Zur Eröffnung der Ausstellung von Bildern des syrischen Malers Gamal Kalil im November 2017 war diese Gruppe zu hören. Oud-Spieler Samir Sfouk ist der Kopf, in wechselnder Besetzung spielen sie kurdische und arabische Musik. So lag es nahe, dass der VorLeseClub Hiltrup sie einlud zur Begleitung der „Flüchtlingsgeschichten“ am 7.12.2018 im Hiltruper Kulturbahnhof, und das gedruckte Programm zeigte eins der Bilder Kalils aus der Ausstellung von 2017.

"Arta" in Dreierbesetzung: Hasani (Bouzouki), Samir Sfouk (Oud) und Miriam Weiss (Altblöckflöte) (7.12.2018; Foto: Klare)

„Arta“ in Dreierbesetzung: Hasani (Bouzouki), Samir Sfouk (Oud) und Miriam Weiss (Tenorblockflöte) (7.12.2018; Foto: Klare)

An diesem Abend waren zusammen mit Sfouks Oud die Bouzouki von Hasani und die Tenorblockflöte von Miriam Weiss zu hören. Nach einem Studium der Instrumentalpädagogik mit dem Hauptfach Blockflöte ist sie zur orientalischen Musik gekommen.

Erzählte schon die Musik von Heimat, an die man gemeinsam denkt und die man gemeinsam besingt, hatte der VorLeseClub an diesem Abend auch noch weitere Gäste zum etwas anderen Geschichten-Erzählen eingeladen. Zwei Akteure von Cactus Junges Theater fanden als Stand-Uper ihre eigene Sprache. So ergänzte sich der Vortrag: Nach der musikalischen Einführung wechselten in den vorgelesenen Literatur-Texten die Perspektiven. Vom KInderbuch mit einem Kriegs- und Fluchtabenteuer des II. Weltkriegs zur schmerzlichen Schilderung des Aufbruchs aus Damaskus, und danach ein Arno Schmidt-Text über unwillkommene deutsche Flüchtlinge Anfang der 50er Jahre in Deutschland. Mustafa Sulayman stellte seine ganz persönliche Stand-Up-Geschichte dagegen, warum er gehen musste und wie es in Deutschland für ihn weiter geht.

Magdalene Faber (7.12.2018; Foto: Klare)

Magdalene Faber (7.12.2018; Foto: Klare)

Magdalene Faber erzählte vom Flüchtlingsnetzwerk Hiltrup, aber vor Allem von ihren „neuen afghanischen Familienbeziehungen“: Von ihren persönlichen Erfahrungen, wie Nähe und Vertrauen wachsen und nicht nur eine Seite gewinnt.

Bewegender Telefon-Kontakt mit der in Gefahr zurück gebliebene Familie, Gedanken an das Kind, das auf der Flucht im Meer ertrunken ist – nicht minder eindrücklich als diese aktuellen Texte war der witzige Dialog über Seenotrettung und Bürokratie, den Günter Grass für das Jahr 1980 geschrieben hatte und heute genauso schreiben könnte.

Ein bedrückender Abend? Die literarischen Flüchtlingsgeschichten beschworen für die Zuhörer nicht nur Aufbruch und Gefahr, sondern auch das glückliche Ankommen. Das freundliche Ausrufezeichen zum Schluss setzte Hashem Hadi mit seiner Stand-Up-Comedy „Saufen gegen Rassismus“: Auf „dumme“ Fragen, Klischees und Unverständnis gibt es genug witzige Antworten, um bei Problemen den Kopf oben zu behalten.

VorLeseClub, „Arta“ und Cactus Junges Theater ergänzten sich gut mit ihren Beiträgen an diesem Abend. Hinter dem Tresen des Kulturbahnhofs sorgte in bewährter Weise das Team von Solidario für die Versorgung. Ein sehr interessantes Programm, dem man eine Wiederholung wünschen möchte!

Miriam Weiss (Altblöckflöte) im Kulturbahnhof (7.12.2018; Foto: Klare)

Miriam Weiss (Tenorblockflöte) im Kulturbahnhof (7.12.2018; Foto: Klare)