Grüne Bescherung

Lewe führt die Grünen vor

Nun haben die Grünen in Münsters Rat es amtlich: Wenn der Schwanz mit dem Hund wedeln will, geht das irgendwann schief. Haben die Grünen nicht allzu heftig mit Münsters CDU gewedelt? Den Koalitionspartner zum Beispiel in das Abenteuer Cannabis für Alle getrieben, was ja bekanntlich mit einer amtlich-öffentlichen Ohrfeige für die Stadt Münster endete?

Gerhard Joksch hat mit seiner Vermengung von Amt – als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke – und privaten Erwerbsinteressen dem CDU-Oberbürgermeister die Munition geliefert. OB Lewe musste an diese Bombe noch nicht einmal selbst die Lunte legen; zu breit war das Murren gegen diese seltsamen Praktiken quer durch die Parteien, zu leicht war es, einen Anwalt per Gutachten das Urteil sprechen zu lassen. Da konnte Lewe sich zurücklehnen und die Sache ihren Lauf nehmen lassen. Joksch musste zurücktreten.

Nun legt Lewe nach, der Hund sagt dem Schwanz, was Sache ist. Lewe verkündet öffentlich, Joksch‘ Rücktritt sei gar nicht erforderlich gewesen. Joksch habe doch nur einen reinen Verfahrensfehler begangen.

Lewe wiederholt damit die flauen Ausreden, mit denen die grüne Ratsfraktion Joksch hatte retten wollen. Alles nicht so schlimm, so ein bisschen Interessenkonflikt schadet nicht. Sagten erst die Grünen, sagt Lewe jetzt – aber erst nachdem er Joksch als Aufsichtsratsvorsitzenden los ist. Chuzpe nennt man das.

Für die Grünen ist das eine Weihnachtsbescherung der besonderen Art. Lewe hat sie elegant ausmanövriert und ihnen sehr öffentlichkeitswirksam klar gemacht, wer Herr im Haus ist. Nun haben sie über die Feiertage Zeit darüber nachzudenken, ob sie den beschädigten Ratsherrn Joksch noch als Bürgermeister im Spiel lassen wollen. Peinlich bleibt es so oder so: einen wegen unangebrachter Amtsführung zurückgetretenen Mann noch lange Jahre als angeschlagenen Bürgermeister auftreten lassen oder einen Schlussstrich ziehen, peinlich und schmerzhaft ist das auf jeden Fall für die Grünen. Wenn Joksch ihnen die Pein nicht erspart und auch dies Amt niederlegt. Vielleicht ergibt sich da ja was, wenn sie Silvester über gute Vorsätze für das neue Jahr nachdenken…