Drucker mit eingebautem Verfalldatum?
Waren halten oft nicht so lange, wie der Käufer erwartet. Die Marken-Spülmaschine gibt schon nach vier Jahren den Geist auf: Man habe zu billig gekauft, diagnostiziert der freie Kundendienst. Das Smartphone? Bitte nach zwei Jahren wegwerfen, dafür sorgt schon der fest verlötete Akku und die empfindliche Konstruktion.
So flammt in regelmäßigen Abständen wieder die Diskussion um geplante Obsoleszenz auf, die vornehme Bezeichnung für – vom Hersteller – gewollt kurze Lebensdauer von Geräten.
Das ist schwer zu beweisen, und so verläuft diese Diskussion immer im Sande. Bis man dann auf ein Neues in seinem eigenen Umfeld mit dem Phänomen konfrontiert ist. Ein Beispiel:
Ein nicht ganz billiger Bürodrucker der Firma Epson. Vor 12 Jahren war der B-300 die Empfehlung, wenn man auf Dauer billig drucken wollte. Große Tintenbehälter für die einzelnen Farben versprachen tausende von Seiten zu einem damals konkurrenzlos niedrigen Preis, da konnte man den höheren Anschaffungspreis verschmerzen, und die Auslegung für ein hohes Druckvolumen versprach lange Lebensdauer.
Diese Kalkulation ging sechs Jahre lang auf. Der Drucker wurde bei weitem nicht so strapaziert, wie es seiner Auslegung entsprochen hätte. Die Mechanik funktionierte tadellos – bis die Elektronik in seinem Innenleben verrückt spielte. Was tun? Im Vorrat lagen noch die großen Tintenbehälter, sie waren teuer und nur für diesen Drucker zu gebrauchen. Drucker wegwerfen und die teure Tinte dazu?
Epson hatte doch einen Namen, der vorzeitige Ausfall dieses Druckers konnte nur ärgerlicher Zufall sein. Also wurde eine neue Version dieses Druckers gekauft, ein B-310N. Der ist netzwerkfähig und im übrigen identisch mit dem Vorgängermodell. Die alten Tintenvorräte konnten gebraucht werden, alles war gut. Bis nach sechs Jahren wieder die Elektronik verrückt spielte. Ein paar Wochen half noch gutes Zureden, dann ging gar nichts mehr, nur Fehlercode 0×95 und die Aufforderung zum Neustart.
Der Anruf beim Epson-Kundendienst brachte ein brutales Ergebnis. Ja, den Drucker reparieren wir noch; nein, das lohnt sich nicht mehr: 150 Euro geschätzter Aufwand, um einen alten Drucker wieder flott zu machen. Die Hauptplatine müsse getauscht werden, hieß es, und auf die Frage nach möglichen Ursachen: Das sei eben Elektronik, da gehe schon mal was kaputt; das könne durch Spannungsspitzen verursacht sein (also ein Gewitterschaden?), da könne aber auch einfach ein Kondensator verschlissen sein.
Der Kunde ist sauer. Im Schrank liegen noch ein paar teure Tintenbehälter – jetzt nicht mehr zu gebrauchen. Der Kunde erinnert sich an das Thema „geplante Obsoleszenz“ und schaut bei Wikipedia nach dem Stichwort „Kondensator“. Ja, da gibt es Qualitätsunterschiede. Wenn ich ein Billigst-Teil einbaue, kann ich dem Kunden in kurzer Zeit was Neues verkaufen?
Selbstverständlich unterstellt der Kunde der großen Firma Epson nichts Derartiges. Nie käme ihm das in den Sinn. Er hadert nur einfach mit dem Schicksal. Damit hat Epson schließlich nichts zu tun, nicht wahr?