Corona: Impfen ohne Turbo

Der Vorsitzende des Hausärzteverbandes wird zitiert mit der Erklärung, der Impfturbo sei abgeflaut (28.8.2021, tagesschau.de). Tatsächlich ist die Situation dramatisch. Wer jetzt noch nicht gegen Corona geimpft ist, weigert sich häufig aus Überzeugung. Das sind Leute, die im direkten Kontakt mit anderen dreist lügen. Bevor sie als gefährlicher Kontakt abgelehnt werden, reden sie drumherum. Bist du geimpft? Wer weiß wer weiß – Wenn die Antwort so oder so ähnlich ausfällt, sollte man das Weite suchen. Oder – schlimmer noch – der Befragte lügt dreist, er sei geimpft.

Dann gibt es die Indifferenten. Sie brauchen die direkte Ansprache. Die Impfaktion auf dem Markt, nach Art von Bananenverkäufern gehen Helfer auf diese Marktbesucher los und „schleppen sie ab“. Die tollsten Theorien frisch aus dunklen Quellen des Internets geben diese Indifferenten von sich, im Gespräch mit dem Arzt lassen sie sich mühsam überzeugen und impfen. Großer Aufwand ist das, aufsuchende Sozialarbeit sozusagen.

Eine weitere Gruppe sind Ausländer am Rande der Gesellschaft. Aus aller Herren Länder kommen sie zum Hausarzt und fordern vor allem Zeit – und Fremdsprachenkenntnisse des Arztes. Viele beherrschen die deutsche Sprache nur schlecht, sind nicht informiert, haben Vorbehalte und brauchen viel Zuspruch. Hier ist viel Aufwand erforderlich und gleichzeitig auch gut angelegt, in ihrem Interesse und im Interesse der ganzen Bevölkerung. Für die Hausärzte ist das ein belastendes Verlustgeschäft. Die 20 Euro, die sie für den gesamten Verwaltungsaufwand, das aufwendige Beratungsgespräch und die Impfung bekommen, sind bei weitem nicht kostendeckend. Wer als Hausarzt auch auf das wirtschaftliche Ergebnis der Praxis sieht, impft nicht gegen Corona. Er schickt diese Patienten zum Kollegen. Bis auch der das Impfen einstellt. Wenn die Rahmenbedingungen, d.h. auch die finanzielle Vergütung der Ärzte nicht deutlich geändert werden, ist die angestrebte und im Interesse aller erforderliche Impfquote nicht zu erreichen.