Coming of Age im Schnee

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Karin Honermann liest die „Erste Geschichte, die von einem Spiegel und den Scherben handelt“ (9.12.2025, Foto: Henning Klare)
Karin Honermann liest die „Erste Geschichte, die von einem Spiegel und den Scherben handelt“ (9.12.2025, Foto: Henning Klare)

Andersen-Lesung im Kulturbahnhof

Aktueller konnte der Text gar nicht sein. 1844 erschien Andersens Kunstmärchen „Die Schneekönigin“. Darin geht es um Erkenntnis: Wie scheiden wir Wahrheit und Lüge voneinander? „Die Lüge ist die Wahrheit“ verkündet Big Brother in Orwells Roman „1984“, erschienen 1949. In der Gegenwart verbreiten sich Geschichtsfälschung und Sprachmanipulation in den „sozialen“ Medien. Sie sind Handwerkszeug der totalitären Systeme.

Gunthild Klare, Elisabeth Sicking und Lisa Wierling lesen die „Zweite Geschichte: Ein kleiner Junge und ein kleines Mädchen“ (9.12.2025, Foto: Henning Klare)

Gunthild Klare, Elisabeth Sicking und Lisa Wierling lesen die „Zweite Geschichte: Ein kleiner Junge und ein kleines Mädchen“ (9.12.2025, Foto: Henning Klare)

Andersen wählte die Form des Märchens, Protagonisten sind zwei Kinder. Über fast 200 Jahre haben verschiedene IllustratorInnen ihre Geschichte in Bildern erzählt. Der VorLeseClub zeigte im Kulturbahnhof parallel zur Lesung eine Auswahl in den verschiedensten Stilrichtungen.

Festlich geschmückter Kulturbahnhof (9.12.2025, Foto: Henning Klare)

Festlich geschmückter Kulturbahnhof (9.12.2025, Foto: Henning Klare)

Der adventlich geschmückte Kulturbahnhof bot die passende stimmungsvolle Umgebung, in der die projizierten Illustrationen wirkungsvoll zur Geltung kamen.

In diesem Rahmen konnte das Publikum die vielen verschiedenen Facetten des Textes konzentriert verfolgen. Andersen hat in seinen Text viele Herausforderungen eingebaut, denen die Protagonisten in ihrem Reifungsprozess begegnen. Märchentypisch sind sie in einem Blumengarten versteckt, und es zeigt sich: Auch subjektiv Wohlmeinende (Hexen) können übergriffig sein!

Der Rabe als Vogel der Weisheit spielt in diesem Plot eine große Rolle. „Vernünftig, vernünftig“ ist seine Mahnung, und als vernünftiger Vermittler hilft er bei der Suche nach dem richtigen Weg. Aber die Schneekönigin wäre kein Märchen, wenn nicht im entscheidenden Augenblick die Liebe die unauflösbare Frage nach der Ewigkeit beantworten würde.

Gunthild Klare liest die „Siebente Geschichte: Was sich im Schloss der Schneekönigin zutrug und was später geschah“ (9.12.2025, Foto: Henning Klare)

Gunthild Klare liest die „Siebente Geschichte: Was sich im Schloss der Schneekönigin zutrug und was später geschah“ (9.12.2025, Foto: Henning Klare)

Und dann haben sie sich am Ende: „Da saßen sie beide, erwachsen und doch Kinder, Kinder im Herzen, und es war Sommer, warmer, gesegneter Sommer.“

Herz-Schmerz? Eine Zuhörerin verabschiedete sich: „Darüber muss ich jetzt erst einmal in Ruhe nachdenken!“

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