Identitäre in Hiltrup unterwegs
Bismarcks Erben, wer hätte das gedacht, werden angeführt von Sascha, dem „Direktor des Preußischen Instituts“. Eine Postwurf-Karte lockt auf die Internetseite, die solch erstaunliche Kunde verbreitet. In Armeekorpsbezirken will Sascha „hilfsdienstpflichtige Deutsche“ versammeln. Die Organisationsbezeichnungen lassen vermuten, dass die Gruppe sich bewaffnen und in den Bürgerkrieg ziehen will, „Könige und Fürsten werden zurückgeholt“. „Direktor“ Sascha ist Häuptling „aufgrund seines Wissensschatzes und Gesamtüberblickes“.
Aber es dürfen nicht alle mitspielen. Wer mitmachen darf, wird festgestellt durch Gesichtskontrolle: Mitspieler müssen dem „deutschen Indigenat“ angehören – früher hätte man schlicht von Ariern gesprochen? – und sich „gegenseitig durch Inaugenscheinnahme von Abstammungsunterlagen und Lichtbildausweisen als Deutsche legitimieren“. Am Kyffhäuser-Denkmal zu Füßen von Wilhelm I. schwärmen die Mitspieler von Reichsverfassung und Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz vom 22. Juli 1913.
Bismarck und auch das Denkmal im Kyffhäuser-Gebirge können sich nicht wehren gegen solche Umtriebe. Aber diese Sprüche sind nicht harmlos-spinnert, sondern eindeutig kriminell. Unter der unausgesprochenen Berufung auf das Führerprinzip wird hier Nazi-Ideologie wiederbelebt, eindeutiger Rassismus und Blut- und Bodenmythen sind der Hintergrund für den offenen Kampf gegen unser Grundgesetz.
Aus gutem Grund verstecken sich die Aktivisten und nennen ihre Namen nicht. Die Internetseite zeigt entgegen der geltenden Rechtslage kein Impressum. Als „Begründung“ heißt es dort, deutsche Gesetze seien für die Aktivisten nicht gültig. So bleiben nur Vornamen. Ein „Sascha“ – der Vorname weist direkt nach Russland. Ein „Andreas“ – die kundigen Kyffhäuser wissen, dass dies ein griechischer Name ist- , und ein „Enrico“ – die Spur weist eindeutig nach Südeuropa. Wie haben die Drei bloß ihren eigenen Ariertest bestanden?
Der vaterländische Hilfsdienst, den Sascha & Co aus der Mottenkiste der Geschichte ziehen wollen, war übrigens eine gesetzlich geregelte Arbeitspflicht zur Steigerung der Waffenproduktion im I. Weltkrieg – von vornherein zeitlich befristet bis längstens „einen Monat nach Friedensschluß mit den europäischen Großmächten“.