Autsch: Alter Schmerz

Dörfler gegen Städter, diese uralte Posse feiert in Amelsbüren gerade muntere Auferstehung. Fünfzig Jahre ist es bald her, da ist das stolze Bauerndörfchen Amelsbüren von der bösen Stadt Münster geschluckt worden. Die vereinigten Dörfler von Amelsbüren, Hiltrup und Rinkerode haben sich bis 1975 in heldenhaftem Kampf verzweifelt gewehrt, wollten unbedingt ihr eigenes Ding machen. Aber die böse Landesregierung – das waren mal wieder, man kann sich’s bei solch schmerzhaften Entscheidungen schon denken, die bösen Sozis – hat die kommunale Gebietsreform einfach durchgezogen. Aus war’s mit der dörflichen Unabhängigkeit, Amelsbüren ging wie Hiltrup im Stadtbezirk Hiltrup der Großstadt Münster unter. Schande über ihr Haupt, die Amelsbürener verloren sogar ihren Namen, „Hiltrup“ heißt der Stadtbezirk. Und Rinkerode wurde nach Drensteinfurt einverleibt.

Der Schmerz ist unvergessen. Bei jeder Gelegenheit zeigen die Amelsbürener Dörfler es den Hiltrupern: Ihr habt uns gar nichts zu sagen.

Nun jährt sich bald zum 50. Male der Verlust der Selbständigkeit. So sieht es die Amelsbürener CDU, allen voran Schulze-Werner; er war schon in seiner aktiven Zeit im Ordnungsamt nie um einen heftigen Spruch verlegen. Schulze-Werner möchte nicht gern an diese schmähliche Niederlage der Amelsbürener erinnert werden, darum schwingt er jetzt die verbale Keule. Eine Kungelrunde sei das gewesen (so zitiert ihn die WN am 31.8.2024) – ein paar Leute haben sich Gedanken gemacht, ob und wie man diesen Jahrestag begehen könnte, und Schulze-Werner war nicht dabei.

Ein Seufzer ist zu hören vom geneigten Otto Normalverbraucher. Immer wieder derselbe Unsinn. Wenn einer nicht mitgespielt hat im Sandkasten – entweder war er nicht eingeladen oder wollte nicht mitspielen -, wirft er mit Sand und tönt mit Schmähvokabeln wie „Kungelrunde“ oder „Hinterzimmerpolitik“. Als ob nicht kurz hinter dem Hinterzimmer der Hinterwäldler lauert…

Hiltrup hat genauso wie Amelsbüren und andere Dörfer rund um Münster damals seine Selbständigkeit verloren. Das war ein Verlust für manche Lokalpolitiker, aber in vielen Dingen auch ein Gewinn für die Bürger. Die Bedeutung der Stadtbezirke ist gestiegen, neue Perspektiven haben sich aufgetan. Diese Entwicklung weist weit in die Zukunft. Das kann man rückwärtsgewandt bedauern, man kann es aber auch für die Zukunft mitgestalten.