Droht Impfstoff-Verschwendung?

Nun wollen die Apotheker Corona-Impfungen verabreichen. Was soll das? „Aber es ist mir wichtig, zu zeigen, dass wir ein Berufstand sind, der mehr kann als nur eine Schublade für Medikamente aufziehen“ zitiert tagesschau.de eine Apothekerin. Also ein Selbstverwirklichungs-Trip? Oder ein Kampf um Verdienstmöglichkeiten in einem enger werdenden Markt, wo in Hiltrup die Apotheken aus dem Boden sprießen und auf der anderen Seite die Internet-Apotheken Marktanteile erobern?

Wie dem auch sei: Der Bedarf für diese Aktion ist nicht zu erkennen. Stattdessen muss man sich Sorgen machen, dass auf diese Weise kostbarer Impfstoff verschwendet wird. Die Sache hat nämlich einen Haken. Der Corona-Impfstoff wird von den Herstellern nicht in gebrauchsfertigen Einzeldosen geliefert, sondern in kleinen „Töpfchen“ mit mehreren Impfstoffportionen. Bei Biontech sind es immer 6 Impfstoffportionen, bei Moderna gleich 20 in einem Töpfchen. Wer impfen will, muss diese Lieferung in einzelne Impfdosen aufteilen – und muss sie am selben Tag verimpfen. Ist der Impfstoff erst einmal in Einzeldosen auf Spritzen gezogen, kann man ihn nicht mehr länger aufbewahren. Was am Abend nicht verimpft ist, wird weggeworfen.

Wer mit Ärzten spricht, die in eigener Praxis impfen, kennt das Theater: Zur Impfung angemeldete Patienten nehmen ihre Impftermine einfach nicht wahr, ohne sich abzumelden. Dann beginnt ein Rennen gegen die Zeit, herumzutelefonieren und Ersatz-Impfwillige in der Patientendatei ausfindig zu machen und in die Praxis einzuladen. Wenn das nicht klappt, muss der schon auf Spritzen aufgezogene Impfstoff in den Müll. Damit das nicht passiert, reißt das Praxis-Team sich ein Bein aus.

Aktuell ist der Andrang Impfwilliger sehr überschaubar. Verteilt man das Impfen jetzt auf immer mehr Beteiligte, vergrößert sich das Problem mit der kurzen Haltbarkeit fertiger Einzel-Impfdosen. Kein Apotheker wird öffentlich zugeben, dass er Impfstoff wegwirft. Aber es wird nicht zu vermeiden sein.

Macht das Sinn?