Alte Bekannte für Vennheide

Die neue Flüchtlingsunterkunft am Vennheideweg (5.4.2017; Foto: Klare)
Die neue Flüchtlingsunterkunft am Vennheideweg (5.4.2017; Foto: Klare)

Flüchtlingsfamilien beziehen neue Unterkunft am Vennheideweg

Die Stadt hatte zur Besichtigung eingeladen, und so kamen die Gäste in Scharen: die Flüchtlingsunterkunft am Vennheideweg ist fertig, und am 5.4.2017 waren alle Interessierten zur Besichtigung willkommen. Der freundlich anmutende Holzbau war gut gefüllt, durch den langen Flur und in den einzelnen Familienappartments drängten sich die Besucher, und die Profis standen ihnen Rede und Antwort: Bezirksbürgermeister, Sozialamt, Sozialarbeiter, Hausmeister, Bezirksbeamte der Polizei….

So einladend die Apartments auf den ersten Blick wirkten, so schlicht sind sie ausgestattet. Öffnet man die Eingangstür am Flur, steht man schon in einem kleinen Durchgangsraum vor der Küchenzeile: auf der einen Seite die einfach aber ausreichend ausgestattete Küchenzeile, gegenüber die Tür zu dem einfachen Duschbad.

Apartment in der neuen Flüchtlingsunterkunft am Vennheideweg: Durchgangsraum mit Küchenzeile, gegenüber der Zugang zum Bad (5.4.2017; Foto: Klare)

Apartment in der neuen Flüchtlingsunterkunft am Vennheideweg: Durchgangsraum mit Küchenzeile, gegenüber der Zugang zum Bad (5.4.2017; Foto: Klare)

Ein Durchgang ohne Tür verbindet diesen Raum mit dem Elternzimmer, auch hier eine eher spartanische Ausstattung:

Apartment in der neuen Flüchtlingsunterkunft am Vennheideweg: Elternzimmer mit Tisch, Stühlen und zwei Metallbetten (5.4.2017; Foto: Klare)

Apartment in der neuen Flüchtlingsunterkunft am Vennheideweg: Elternzimmer mit Tisch, Stühlen und zwei Metallbetten (5.4.2017; Foto: Klare)

Schlichte Stühle, ein Tisch, zwei Metall-Bettgestelle. Der Schrank für alle und bis zu vier weitere Metall-Betten in einem gefangenen Raum hinter dem Elternzimmer – das ist alles.

Apartment in der neuen Flüchtlingsunterkunft am Vennheideweg: Kinderzimmer mit ein bis vier Metallbetten und Schrank (5.4.2017; Foto: Klare)

Apartment in der neuen Flüchtlingsunterkunft am Vennheideweg: Kinderzimmer mit ein bis vier Metallbetten und Schrank (5.4.2017; Foto: Klare)

Nach und nach, das heißt in einem ganz behutsamen Ablauf werden Familien die neue Unterkunft beziehen, und es werden bekannte Gesichter sein. Münster nimmt seit gut einem Jahr keine neuen Flüchtlinge auf, so kann die Stadt nach und nach für eine vertretbare Unterbringung derjenigen sorgen, die schon mindestens ein Jahr hier sind und bis jetzt noch in Behelfsquartieren untergebracht sind. Neben den Anwohnern vom Vennheideweg waren es daher auch Flüchtlinge, die zum Beispiel in Haus Heithorn provisorisch (und weitab) wohnen und sich an diesem Tag schon einmal ihre neue Bleibe ansahen.

Das Gespräch mit einem der beiden Hausmeister, die neben anderen Unterkünften auch die am Vennheideweg betreuen, bestätigt: Querelen entstehen, wenn sich viele Menschen Gemeinschaftsduschen und andere Gemeinschaftseinrichtungen teilen müssen. Die Apartmentstruktur des Hauses am Vennheideweg wird für ein konfliktarmes Miteinander der Bewohner sorgen. „Das sind nette Menschen“, bestätigt der Hausmeister aus mehrjähriger praktischer Erfahrung: „Schwarze Schafe gibt es unter ihnen nicht mehr als unter den Nachbarn auch.“

Die Kinderspielfläche vor der Flüchtlingsunterkunft ist noch nicht ganz fertig (5.4.2017; Foto: Klare)

Die Kinderspielfläche vor der Flüchtlingsunterkunft ist noch nicht ganz fertig (5.4.2017; Foto: Klare)

Damit das Verhältnis zu den Nachbarn nicht mehr als nötig belastet wird, haben sich die Planer der Unterkunft auch dafür entschieden, die Kinderspielfläche auf der Seite des Gebäudes anzuordnen, die direkt an den Vennheideweg angrenzt. Das hat zwar den Nachteil, dass zum Schutz der Kinder zunächst ein Bauzaun und anschließend ein fester Zaun gesetzt werden muss, um Unfälle mit dem Verkehr auf dem Vennheideweg zu verhindern; diese Anordnung hat aber den Vorteil, dass das Gebäude die Spielgeräusche der Kinder zur benachbarten Bebauung hin abschirmt.

Für die Kinder wird das Lorenz Süd wöchentlich zwei offene Angebote organisieren. Offen ist hier so gemeint, dass auch die übrigen Kinder der Vennheidesiedlung angesprochen werden, einfacher kann die Integration der Kinder nicht sein.

v.r.: Herr Schulze aufm Hof (Sozialamt), Bezirksbürgermeister Schmidt und die Sozialarbeiterin beantworteten Fragen der Besucher (5.4.2017; Foto: Klare)

Kinder waren auch Gegenstand von Fragen der Anwohner in der großen Runde im Gemeinschaftsraum: wird es spätabends Kinderlärm geben, wo Berufstätige auf eine zeitige Nachtruhe angewiesen sind? Die Antwort war einfach: auch Flüchtlingskinder gehen zur Schule oder in die Kita, Erwachsene gehen früh zu Kursangeboten, da spielt sich ein „deutscher“ Tagesablauf mit Nachtruhe zu üblichen Zeiten von selbst ein.

Engagement der Nachbarn? Die Profis hatten ein klares Jein als Antwort auf diese Frage. Nein, Berge von alten Möbeln oder sonstigen gebrauchten Sachen sind nicht erwünscht. Alle zukünftigen Bewohner sind schon mit dem Allernötigsten versorgt und bringen ihren Hausrat einschließlich Matratzen mit; allein schon aus Gründen des Brandschutzes dürfen keine Unmengen von Möbeln zusätzlich untergebracht werden. Auch Basis-Deutschkurse von Laien-Helfern sind – anders als in der Anfangszeit des großen Flüchtlingsansturms – jetzt nicht mehr sinnvoll. Was gebraucht wird, sind Patenschaften: tragfähige Beziehungen von Einheimischen und Flüchtlingen, Hilfe bei Behördengängen, Training der Sprache im direkten Gespräch. Darüber hinaus kanalisiert das von Magdalene Faber vorgestellte Flüchtlingsnetzwerk Hiltrup in Zusammenarbeit mit den Sozialarbeitern Bedarf und Angebot von Hilfen aller Art.

Ein ruhiger Nachmittag in angenehmer Atmosphäre am Vennheideweg: wenn das kein gutes Omen für eine gute Nachbarschaft ist!