… dann schreib Dir selber eine!
Wilhelm Busch aus ungewohnter Perspektive – der Hiltruper VorLeseClub machte bei seiner Lesung am 20.6.2017 einen großen Bogen um die bekannten Ohrwürmer. Nicht Max und Moritz, sondern der Autor selbst stand im Mittelpunkt. Seine Autobiographie Von mir über mich von 1894 war seine Antwort gewesen auf zwei Zeitungsartikel zu seiner Person. Aber Busch war sparsam mit Auskünften über sich selbst; er fand, sein Werk solle im Vordergrund stehen, nicht seine Person.
So bildete „Von mir über mich“ den Leitfaden der Lesung, der durch Briefe ergänzt wurde. Busch (1832-1908) fügt in dem Text über sich selbst viele kleine Schnipsel zusammen; sie sind ebenso verkürzt und mit wenigen Worten auf den – witzigen – Punkt gebracht wie seine Zeichnungen. In ihrer Knappheit lassen sie ein Bohème-Leben des jungen Malers erahnen. Selbstkritisch skizziert er sich als verhinderten Maler, der das lustige Leben an der Akademie genoss, bevor er sich in die Beschaulichkeit von Wiedensahl zurückzog.
Nur angedeutet ist der politische Mensch Busch. Wo er in anderen Texten noch erwähnt, dass er in der Revolutionszeit „das Kuhbein“, also das Gewehr getragen hat, verknappt er seine eigene Geschichte in „Von mir über mich“ auf einen humoristischen Hinweis, das Jahr 1848 habe auch den widerspenstigsten Bärten die Freiheit gebracht.
Auch der Satiriker Busch, der den Klerus aufspießt und den Kulturkampf zwischen Bismarck und katholischer Kirche thematisiert, taucht in der Autobiographie nicht mehr auf.
Busch war leidenschaftlicher Briefschreiber, über 1.000 Briefe von ihm sind erhalten. Viele sind an Freunde gerichtet, den Maler Kaulbach und seinen Verleger Bassermann, und an Kinder der Familie Keßler in Frankfurt, wo er zeitweise gelebt hatte. Einige wurden vorgetragen, sie zeigen Busch als witzig-freundlich zugewandten Menschen, der seine Kontakte brieflich pflegte. Auch Münster ist in einigen erwähnt mit den vielen Kirchen und dem endlosen „Gebimmel und Gebammel“.
Günter Rohkämper-Hegel führte fachkundig durch die Lesung und war anschließend gefragter Gesprächspartner für die Zuhörer und Zuhörerinnen.