Teamplay ohne loose cannon

Trump ist auch nicht mehr das, was er mal war, und ordentliche Serienmörder gibt es auch nicht mehr. Das ist die einzige Schlussfolgerung, die aus all den Aufgeregtheiten zu destillieren ist, die uns gerade von den Medien unter dem SPD-Etikett verkauft werden. Alle paar Minuten wird ein neuer Aufreger aufgemacht; mal muss Gabriel unbedingt Außenminister werden, mal geht es um einen Hund als Parteimitglied.

Den politikinteressierten Hund kann man getrost beiseitelegen – ab ins Körbchen! -, und sonst, was gibt’s da eigentlich an spannenden Botschaften?

Wir erleben gerade einen völlig natürlichen Vorgang. Nach einem schwierigen Wahlergebnis sortieren sich die Beteiligten neu, FDP und Grüne zum Beispiel haben sich gerade aus dem Rennen um die Macht genommen. Schwarz und Rot bestimmen ihre Profile neu, auch das ist ein naheliegender Vorgang nach Stimmenverlusten.

Schwarz führt endlich intern eine Diskussion, ob man denn nun konservativ oder etwas anderes sein will, und Schwarz bereitet den Personalwechsel an der Spitze vor. Auch das ist überfällig; nach den Gesetzen des Medienmarktes müssen Spitzenleute wie Merkel nach 10 Jahren einfach weg, das Gesicht, die Person hat sich in der öffentlichen Wahrnehmung abgenutzt. So ist Merkel Kanzlerin geworden, so muss sie gehen.

Rot hat gerade seinen Markenkern geschickt in die Koalitionsverhandlungen eingebracht. Nahles und Co haben verhandelt, „dass es quietscht“, und haben wesentliche Teile des Koalitionsvertrages bestimmt. Auch hier läuft die interne Diskussion: in der Opposition von Revolution träumen oder in der Koalition mit einer Politik der kleinen Schritte Reformen durchsetzen? Und auch die SPD muss ihr Spitzenpersonal neu sortieren; sie macht das nur mal wieder mit mehr Chaos und Lärm als die Konkurrenz. Wo bei der CDU Spahn nach vorn drängt, möchte bei der SPD der Juso-Chef was werden.

Aber was folgt aus dieser Zustandsbeschreibung? Bei gelassener Betrachtung handelt es sich bei Schwarz und Rot gleichermaßen um ganz natürliche Prozesse. Tauber muss bei der CDU gehen, Spahn macht sich Hoffnungen, ein kleiner Ruck nach rechts? Bei der SPD steht die Entscheidung an, innerhalb der Regierungsverantwortung linke, sozialdemokratische, arbeitnehmerfreundliche Positionen stärker zu akzentuieren, also ein kleiner Ruck nach links. Beide Seiten werden ihr Profil in den nächsten Jahren schärfen, und sie werden es vor allem unterscheidbarer und deutlicher in der Öffentlichkeit darstellen. Alles andere wäre nur die Lust am Untergang.

Der SPD kann man nur wünschen, dass sie rechtzeitig ein Spitzenteam an die Arbeit bringt. Team bedeutet vor allem Zusammenarbeit. Gabriel hat als gewohnheitsmäßiger Einzelgänger, als loose cannon, wie der Journalist und Politikberater Spreng es beschreibt, in diesem Team keine Zukunft. Zu viele Eskapaden gehen auf seine Rechnung; allein die jüngste, ohne Abstimmung in der Bundesregierung und im europäischen Team lautstark für ein Ende der Krim-Sanktionen gegen Russland zu werben, hat ihn endgültig diskreditiert. Da mögen die Medien ihn noch so sehr in den Himmel heben: sie haben ihn nur ein Jahr vorher zum Idioten gestempelt, Medien sind hier keine guten Ratgeber. Für das Außenamt hat die SPD genug fähige Leute: Gabriel aufs Altenteil! (Aber nicht zur Deutschen Bank: Gerade SPD-Spitzenleute können mit wenig Sympathie rechnen, wenn sie die Ämter in Bargeld umsetzen, die sie mit Hilfe der Partei bekommen hatten.)

(Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 20.11.2021.)