Musikkapelle Schwarz-Rot-Gold / Stiege-Wald-Kapelle

Johann Hüls mit seiner Frau Anna. Dahinter die sozialdemokratischen "Kostgänger" (v.l.) Erich Bohn, Peter Finke, Max Richmann, Jan Kannscheid, Franz Skibar, Franz Schepplick, Andreas Bottke (Foto: 1929)
Johann Hüls mit seiner Frau Anna. Dahinter die sozialdemokratischen "Kostgänger" (v.l.) Erich Bohn, Peter Finke, Max Richmann, Jan Kannscheid, Franz Skibar, Franz Schepplick, Andreas Bottke (Foto: 1929)

Johann Hüls (1873-1950) aus Rinkerode war bis 1932 Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Hiltrup. 1927 gründete er die erste Hiltruper Musikkapelle „Schwarz-Rot-Gold“. Der Name der Gruppe berief sich auf die Reichsfarben der Weimarer Republik. Möglicherweise stand die Gründung in Zusammenhang mit anderen sozialdemokratischen Aktivitäten des Kultur-Kartells der modernen Arbeiterbewegung, das in den 1920er Jahren zum Beispiel mit Theateraufführungen und öffentlichen Aktionen in Frankfurt a.M. aktiv war.

Hiltruper Musikkapelle "Schwarz-Rot-Gold". Hinten v.l.: Willi Israel, Bernhard Muckenbeck, Paul Mai, Antom Tümmers, Hermann Stein, Fritz Klein, Felix Frechwisks, Erdmann Kannscheid; Mitte: Bernhard Mai, Josef Schlatmann, Kapellmeister Paul Schmidt, Johann

Hiltruper Musikkapelle „Schwarz-Rot-Gold“. Hinten v.l.: Willi Israel, Bernhard Muckenbeck, Paul Mai, Antom Tümmers, Hermann Stein, Fritz Klein, Felix Frechwisks, Erdmann Kannscheid; Mitte: Bernhard Mai, Josef Schlatmann, Kapellmeister Paul Schmidt, Johann Hüls, Jos. Mühlenkamp, Fronaz Kortenkämper; Vorn: David Müller, Th. Zurheiden (um 1929; Foto: Hiltruper Museum)

Hüls konnte 16 Männer für seine Idee begeistern. Sie kauften die Instrumente selbst, die Probeabende fanden jeden Dienstagabend in der alten Gaststätte Heithorn an der Hammer Straße (heute: Westfalenstraße) statt. Kapellmeister Paul Schmidt aus Münster war der Ausbilder. Die Mitglieder zahlten für jeden Probeabend 5 Mark, später 10 Mark Beitrag. Bereits 1929 verfügte die Gruppe über ein umfangreiches Repertoire, seitdem spielte sie beim Hiltruper Schützenfest auf.

Hiltruper Musikkapelle "Schwarz-Rot-Gold" 1930 in Frankfurt: v.l. NN, Jos. Mühlenkamp, NN, Franz Kortenkämper, Paul Mai, NN, Th. Zurheiden; vorn v.l. David Müller, NN (1930; Foto: Hiltruper Museum)

Hiltruper Musikkapelle „Schwarz-Rot-Gold“ 1930 in Frankfurt: v.l. NN, Jos. Mühlenkamp, NN, Franz Kortenkämper, Paul Mai, NN, Th. Zurheiden; vorn v.l. David Müller, NN (1930; Foto: Hiltruper Museum)

Das Foto von 1930 zeigt die Gruppe bei einem Auftritt in Frankfurt, möglicherweise bei der 1. Mai-Feier .

Für Johann Hüls wurde es angesichts der immer mehr an Macht gewinnenden NSDAP bereits 1932 in Hiltrup zu gefährlich, er setzte sich mit seiner Familie nach Schlesien ab und „tauchte dort unter“. In den folgenden Jahren verließen auch andere Mitglieder die Gruppe. Als 1938 die Mitgliederzahl stark gesunken war, schlossen sich die verbliebenen Mitglieder mit der Amelsbürener „Stiege-Wald-Kapelle“ zusammen.

Stiege-Wald-Kapelle und Schützenverein (Amelsbüren, um 1950; Foto: Hiltruper Museum)

Stiege-Wald-Kapelle und Schützenverein (Amelsbüren, um 1950; Foto: Hiltruper Museum)

Die „Stiege-Wald-Kapelle“ bestand seit 1920 und hatte Mitglieder aus Amelsbüren und aus Hiltrup. Sie wurde wahrscheinlich nach der Stiege benannt, die durch den damals vorhandenen Wald zur 1. Kanalbrücke Richtung Hiltrup führte; die Musiker wohnten in unmittelbarer Nähe. Gespielt und geprobt wurde in der Stammkneipe Wienke / Ecke Dornbusch in Amelsbüren. Nach dem II. Weltkrieg tauchte der Name „Stiege-Wald-Kapelle“ erstmalig beim 1. Schützenfest 1952 in der „Dicken Eiche“ in Hiltrup-Ost wieder auf.

2004 wurde die Kapelle in Hiltrup neu gegründet unter dem Namen „Neue Stiege-Wald-Kapelle“. Sie spielte bei Schützenfesten, Maifesten, Frühschoppen und Familienfesten.