Große Bogen spucken gehört zum Handwerkszeug der Kommunalpolitiker. Vor der Wahl schnell noch eine Überraschung aus dem Hut: Fitti Schade for President. Die Amelsbürener und die Hiltruper SPD präsentierten dem erstaunten Publikum ihren Kandidaten für das Amt des Hiltruper Bezirksbürgermeisters, wenige Tage vor der Kommunalwahl 2020.
Nach der Wahl ist Katzenjammer angesagt. Selbst wenn Grün-Rot-Rot (in der Reihenfolge der Stimmenzahlen) sich in der Bezirksvertretung Hiltrup auf Schade als gemeinsamen Kandidaten einigen könnten – wofür nicht so ganz viel spricht -, bräuchten sie noch eine weitere Stimme. Genauso geht es der CDU, ihr Kandidat Schmidt braucht über die Stimmen der CDU und der FDP hinaus eine weitere Stimme.
Die eine weitere Stimme in der Bezirksvertretung Hiltrup gibt es. Die AfD hat wieder einen Sitz bekommen.
In der vergangenen Wahlperiode glänzte der Vertreter der AfD durch Abwesenheit und Stillschweigen. Ist die AfD in der Bezirksvertretung also harmlos? AfD for Schade, AfD for Schmidt, je nach dem wer mehr bietet?
Das Thüringer Kemmerich-Spiel sollten uns die Beteiligten ersparen. Alle Beteiligten sollten sich auch bewusst sein, dass ein Bezirksbürgermeister keine große Politik macht. Sein Handlungsspielraum ist gering. Was er leisten kann: Politik in der Öffentlichkeit glaubwürdig vertreten. Für die Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils verlässlicher Ansprechpartner sein, mit Augenmaß und einer großen Kommunikationsfähigkeit Brücke zum Rat und zur Verwaltung sein. In Zeiten von Corona, Querdenken und allerlei Verschwörungstheorien ist das eine große Aufgabe.
Über alles politische Lagerdenken hinweg müssen sich alle Beteiligten eingestehen, dass der bisherige Bezirksbürgermeister diese Rolle sehr präsent ausgefüllt hat. Friedhelm Schade kann als Referenz auf den Karnevalsverein verweisen, in der Amelsbürener SPD war er Alleinunterhalter, gern warf er seiner Partei auch mal das Parteibuch vor die Füße – sicher unterhaltsam, aber: Ist das die Rolle eines Bezirksbürgermeisters?
Viel spricht dafür, sich über die Lagergrenzen hinweg auf Schmidt als alten und neuen Bezirksbürgermeister zu einigen. Zur Not auch ohne die Stimmen der Grünen, falls sie sich der Verantwortung entziehen.
Um es noch einmal deutlich zu sagen: Es geht nicht um die Wahl zwischen Pest und Cholera. Es geht nur um den Bezirksbürgermeister. Aber auf dieser Ebene wird Demokratie vermittelt.