… für die Westfälischen Nachrichten
Münsters konservative Lokalzeitung war schon immer ein besonderer Fall. Wo andere Zeitungen sich selbst überparteilich und unabhängig nennen, fehlt diese Bezeichnung bei den Westfälischen Nachrichten. Man ist in der Grundlinie – dem Verleger sei Dank – konservativ. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden: da weiß der Leser, woran er ist.
Weniger schön ist die Eigenart dieser Zeitung, unterschwellige Botschaften zu verkaufen. Sobald es um Politiker der SPD geht, greift die Redaktion in die Trickkiste des unseriösen Journalismus. Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte? Man nutzt dies konsequent bei der Auswahl von Fotos. Auf die dicke Überschrift kommt es an? Auch das wird genutzt. Hauptsache Titel und Bild vermitteln die richtige Botschaft.
Ein großes Foto, fünf Spalten breit, zeigt SPD-Außenminister Gabriel in Israel, und die Überschrift trompetet: „Viel Porzellan zerschlagen / Nach dem Eklat beim Gabriel-Besuch in Israel könnte Bundespräsident Steinmeier zum Retter werden“ (27.4.2017, Seite 2). Was drängt sich dem Leser auf? Richtig, der dicke Gabriel ist mal wieder im Fettnapf, er hat es versiebt.
Es ist wieder die alte Masche. Der Artikeltext unter dem Bild stimmt mit dieser Botschaft überhaupt nicht überein. Im Artikel wird kurz und richtig (soweit der Sachverhalt bisher bekannt ist) dargestellt, dass die israelische Regierung schon im Vorfeld des Besuchs über Gabriels Pläne informiert war, bestimmte NGOs zu treffen; Ministerpräsident Netanjahu hat Gabriel erst nach Israel kommen lassen und dann öffentlich provoziert. Soweit die WN berichten, dass Gabriel das Angebot Netanjahus abgelehnt hat, per Telefon miteinander zu reden, ist der WN-Bericht unvollständig: die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet am selben Tag, dass Netanjahu sein Telefonangebot an die Erpressungs-Bedingung geknüpft hatte, dass Gabriel auf das Treffen mit den NGOs verzichtet – aber dieser Mangel des WN-Berichts ist wohl der Tatsache geschuldet, dass ein Provinzblatt wie die WN nicht den Zugang zu denselben Quellen hat wie die SZ.
Was noch auffällt: Bundespräsident Steinmeier wird zum Retter der deutsch-israelischen Beziehungen erklärt. Das heißt nicht mehr und nicht weniger als: der Gabriel hat’s versiebt, jetzt muss ein Profi ran.
In Überschrift und Bild ist also eine ganz perfide Botschaft versteckt. Die WN versucht mit einer unterschwelligen Botschaft, Deutschlands Außenminister zu beschädigen. Mit konservativen Werten hat solches Verhalten nichts zu tun, mit nationalen Interessen auch nicht. Schämen muss man sich, dass die Stadt Münster durch die alteingesessene Verlegerfamilie mit solchen schäbigen Tricks in Verbindung gebracht wird.