„König Kunde“ im Waschpark
Einen Wohnwagen wäscht man nicht im Spülbecken. Zu groß, zu schwer, und einfach irgendwo draußen geht gar nicht. Automatische Waschanlagen gibt es für Lastwagen und Wohnmobile, Wohnwagen dürfen da nicht rein. Also fährt man in Hiltrup zum „Waschpark“ an der Hansestraße.
Man war schon einmal dort und weiß, dass man gegen Geld Hochdruckreiniger nutzen kann. Das war beim letzten Mal nicht einfach, Insektenreste und anderer Dreck erfordern mehr Einsatz. Leiter, Wischlappen und spezielles Reinigungsmittel liegen deshalb im Kofferraum. Mehrere Waschboxen sind frei, ein Mitarbeiter weist zu Nr. 1, schnell ist der Wohnwagen positioniert. Mit dem Hochdruckreiniger eingeschäumt, Lappen raus und los.
Ein Lärm geht los am anderen Ende des Fahrzeugs. Die Wohnwageneigentümerin wird zusammengesch… vom Aufseher: „Können Sie nicht lesen?“, die Benutzung von Lappen usw. sei verboten, stehe doch dort – irgendwo oben an der Wand hängt ein vorher nicht entdecktes Schild mit Verhaltensregeln.
Es ist der Klassiker. Mit „können Sie / kannst du nicht lesen“ werden seit Jahrhunderten herablassende Maßregelungen eingeleitet. Den Gemaßregelten wird damit um die Ohren gehauen, sie seien entweder zu dämlich oder zu bösartig.
Im Waschpark gab’s dann noch den zweiten Klassiker dazu. Die Herablassung gegenüber Frauen mag ja fester Bestandteil mancher Kulturen sein, sie war auch hier zu besichtigen: Kommt der männliche Miteigentümer des falsch behandelten Wohnwagens dazu, ändert sich schlagartig der Ton der Rüge. Männer scheißt man nicht zusammen, mit denen redet man auf Augen- und Ohrenhöhe, im mannhaften Zweikampf. Im Dialog von Mann zu Mann konnte der Sachverhalt aufgeklärt werden.
Ergebnis: Ein sauberer Wohnwagen, ein verschwundener Aufseher. Und zwei Hiltruper in Gedanken: Nächstes Mal doch besser beim Caravan-Händler waschen lassen? Deutlich teurer, aber deutlich angenehmer im Ton?