Gerade war noch von Hirschkalbskeule die Rede gewesen, die demnächst im Freundeskreis verzehrt werden sollte, da brach das Wild durch die Büsche. Am helllichten Vormittag, mitten in Hiltrup: „Da ist ein Reh im Garten!“ Ein ausgewachsenes schönes Tier hatte die Gartenpforte genommen und war auf dem Weg zum Kompost.
Fotoapparat und raus – aber es war ein scheues Reh, schneller als der Fotograf, und der Zaun zum Nachbargarten hinter dem Kompost war nicht hoch. An seiner Stelle strömten Neugierige in den Garten, bereit alle Krokusse platt zu treten, vor lauter Sensation. Die Spur verlor sich schnell; nach dem Ausflug durch Nachbars Garten nahm das Tier den nächsten Garten und rannte an der Haustür vorbei zur Straße, beinahe dem Briefträger in die Arme.
Um die Tierarztpraxis machte es einen Bogen, und man fragte sich: wäre es nicht sinnvoll gewesen, nach so viel Aufregung ein Beruhigungsmittel zu holen, als Patient sozusagen? Aber das Reh hatte davon nichts wissen wollen. Vielleicht war das Gespräch über geschmortes Hirschkalb doch zu bedrohlich gewesen …