Worte können Attentate wie jetzt wieder in München nicht erfassen. Das Verbrechen trifft mitten in den Wahlkampf, in eine völlig überhitzte Atmosphäre. Grobe Vereinfachungen, üble Diskreditierungen von Millionen Menschen, allzu einfache Patentrezepte.
Worte muss sorgfältig wählen, wer Verantwortung trägt. Der bayrische Innenminister behauptet, der Täter sei polizeibekannt und wegen Ladendiebstahls und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz aufgefallen, er sei „ausreisepflichtig“.
Sehr kurze Zeit später sagt derselbe Minister, der Täter habe eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis; gegen ihn sei nicht wegen Ladendiebstahls ermittelt worden, vielmehr sei er als Ladendetektiv nur Zeuge eines Diebstahls gewesen (tagesschau.de). Er hat rechtmäßig in München gearbeitet.
Hier hat ein Minister Öl ins Feuer gegossen. Entsetzliche Worte.
Für all die Wahlkämpfer ist die Versuchung der Standard-Formeln zu groß. „Wir werden Recht und Ordnung konsequent durchsetzen“ ist die inhaltsleere Floskel derer, denen nichts einfällt. Es ist die am häufigsten benutzte Sprechblase in Situationen wie jetzt gerade. Dröhnendes Schweigen ist so etwas. Und gleichzeitig der Versuch, Schuldige vorzuführen. Den bayrischen Innenminister, der das Attentat nicht verhindert hat? Er konnte es gar nicht verhindern, niemand konnte es verhindern, soweit wir im Augenblick wissen.
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