Du hast Sorgen, sei es diese, sei es jene - - - ins Kaffeehaus!

Kaffeehaus-Geschichten: Zartbitter und Edelsüß (16.1.2018; Foto: Klare)
Kaffeehaus-Geschichten: Zartbitter und Edelsüß (16.1.2018; Foto: Klare)

Hiltruper VorLeseClub im Café Klostermann

Peter Altenberg gab mit „Kaffeehaus“ das Motto vor: Was den Menschen auch quält oder bewegt, es führt ihn unweigerlich ins Kaffeehaus. Klostermann an der Marktallee in Hiltrup, das ist fast schon das Stamm-Café des VorLeseClubs; in mehr als 10 Jahren haben hier viele Lesungen des VorLeseClubs stattgefunden, gab es immer ein dankbares Publikum. Was lag also näher, als sich zur ersten Lesung des Jahres 2018 einmal Café-Haus-Geschichten vorzunehmen?

Sylvia Holzapfel im Café Klostermann (16.1.2018; Foto: Klare)

Sylvia Holzapfel im Café Klostermann (16.1.2018; Foto: Klare)

Texte zur Kaffeehaus-Kultur brauchen die Geige als Partner, das war klar, und diese Rolle übernahm zur Freude des Publikums Sylvia Holzapfel mit passend ausgewählten Stücken von Kreisler, Bartók, Bach und Mozart.

Karin Honermann mit einem Text  von Alfred Polgar: Theorie des Café Central (16.1.2018; Foto: Klare)

Karin Honermann mit einem Text von Alfred Polgar: Theorie des Café Central (16.1.2018; Foto: Klare)

Kaffeehaus, da liegen Texte aus mehr als einem Jahrhundert von und über Originale und Skurriles nahe: Alfred Polgars „Theorie des Café Central“, Peter Altenberg mit einer poetischen Beschreibung des Cafés, der „eigenthümlichen Beziehung zwischen den Dingen etwas Abseits vom schweren Leben“; Franzobels kleines Plädoyer für eine sportfreie Zone (selbstverständlich im Kaffeehaus); Kästner im Künstlerkaffee „Ab fünf Uhr früh Reis mit Huhn“. John Eliot Gardiner zeichnet in seiner Bach-Biografie ein amüsantes Zeitbild rund um Bachs Kaffeekantate.

Günter Rohkämper-Hegel als sachkundig-kritischer Zuhörer (16.1.2018; Foto: Klare)

Günter Rohkämper-Hegel als sachkundig-kritischer Zuhörer (16.1.2018; Foto: Klare)

Waren diese Texte nah am Anekdotenhaften, so setzte Günter Rohkämper-Hegel den nachdenklichen Gegen-Akzent mit Hemingways „Ein sauberes gut beleuchtetes Café“, in dem die Protagonisten dem Nichts begegnen.

Den Bogen zum Aktuellen schlug am Ende der Lesung Gerda Hegel mit „Kaffee verkehrt“ von Irmtraud Morgner. Die platte Anmache zwischen den Geschlechtern, einmal mit vertauschten Rollen durchgespielt – man lacht spontan und wird gleichzeitig auf die Metoo-Debatte der Gegenwart gestoßen.

Wie immer ein facettenreiches Programm des VorLeseClubs, das trotz grauslichen Wetters erschienene Stammpublikum war’s zufrieden. Die nächste Lesung findet voraussichtlich im Februar statt, das aktuelle Jahresprogramm 2018 erscheint demnächst.