Lichterfest in Hiltrup
Lichterfest in Hiltrup, das ist Tradition. Viel Mühe haben sich die Hiltruper Kaufleute in der Vergangenheit gegeben, und neben Mühe haben sie auch oft viel Geld investiert. Die Marktallee voller Buden, Lichtkunst an den Fassaden, das machte schon was her.
Lichterfest in Hiltrup, am ersten Adventswochenende, während in Münsters City der Bär tobt? Ein ungleiches Rennen.
Der Stroetmann-Komplex am Hiltruper Bahnhof gibt schon einmal einen Eindruck, was man (nicht) erwarten kann. Moderne Gebäude, klare Architektur, helle Verkaufsbeleuchtung – das war’s. Von Lichterfest keine Spur.
Die Lichterketten, die früher in Hiltrup genauso wie in der Innenstadt in die Bäume gehängt wurden, sind verschlissen und durch Sterne ersetzt worden. Stern gegen Baum mit Lichterglanz, wer wird punkten? Die erste Begegnung mit den neuen Sternen fällt ernüchternd aus. Auf dem ohnehin abweisend-kahlen Bürgersteig am Anfang der Marktallee dominiert die strahlende Waschpulverreklame das Bild.
Man blickt sich um, schaut nach weiteren Leuchtsternen, und da: eine Lichterkette, die gute alte Lichterkette vor dem Landwirtschaftsverlag! Es gibt sie noch, und auch wenn die riesige Kreuzung eigentlich nichts Weihnachtliches hat: die Lichterkette gefällt. Subjektiv schöner. Egal warum, ob aus Gewohnheit oder aus Abneigung gegen die neuen Plastikdinger.
In Reih und Glied leuchten die Sterne heim, und dieser Anblick am Abend des Lichterfestes hat etwas Ernüchterndes. Es liegt nicht nur an den Sternen. Ja, es ist praktisch, sie auf den regelmäßig angeordneten Straßenlaternen anzubringen. Aber gerade auf diesem Stück der Marktallee wirkt es, als ob sie stramm stehen, steif in Reih und Glied. Und mit dieser geraden, ordentlichen Ausrichtung unterstreichen sie die Leere. Leer stehen hier viel zu viele Ladenlokale, hier rennt man nur durch, um vom Bahnhof zu Burgholz, zu Klostermann zu kommen. Lichterketten in den Bäumen mögen nostalgisch und teuer sein, aber sie würden mit ihren zufällig verteilten zarten Lichtern den öden Eindruck brechen.
Dagegen hilft auch der Aufwand nicht, den die Anbieter rund um Burgholz an diesem Abend treiben. Die Bänke bleiben leer in der Kälte, die Schaulustigen ziehen weiter, auf zu Klostermann als gefühlte Mitte Hiltrups!
Eine leuchtende Zwischenstation liegt auf diesem Wege. Raring fällt nicht zum ersten Male mit unübersehbarer Dekoration angenehm auf.
Die Ren-Pferde des Nikolaus warten geduldig, dass er mit dem Geschenke-Verteilen fertig wird. Sie hat man nicht gefragt, ob sie mit dieser Verkleidung einverstanden sind.
Wenige Schritte weiter stößt man auf eine altbekannte Problemfläche. Der überbreite Gehweg trägt keine Lasten, in Urbanität ist hier nicht investiert, und der Leerstand des Ladens macht diese relativ große Fläche noch unwirtlicher.
Bei Temperaturen kurz über Null versammeln sich die Besucher um die Glühwein-Zapfstellen. Das Schild „Vorsicht heiß!“ am Glühwein-Bottich ist als Warnung gedacht, aber jetzt ist es eher ein Versprechen. Die innerliche Aufwärmung kann man auf dem weiteren Weg gut gebrauchen. Der Neubau neben Grosche lässt den Betrachter frieren: ein Neubau mehr, noch mehr Ladenflächen, warten hier weitere Maklerschilder statt Schaufensterauslagen auf uns?
Die nächste Glühweintanke und Live-Musik locken Besucher zu St. Clemens, aber danach…
Geht man an St. Clemens vorbei, ist der Kontrast umso heftiger. Wo sind all die Besucher geblieben, die sonst zum Hiltruper Lichterfest gekommen sind? Sie müssen allesamt in die Innenstadt gefahren sein, um den Kaufleuten des Prinzipalmarktes ihr Geld zu bringen.
Wer trotzdem hier den roten Teppich ausrollt, fügt sich in nüchterner Einschätzung der Realität; warum Kerzen oder andere Lichter aufbauen, wenn sowieso niemand kommt?
Schade. Den Hiltruper Kaufleuten wäre zu wünschen gewesen, dass es etwas wärmer gewesen und deutlich mehr Besucher gekommen wären.