Die Sache mit den Kassenzetteln

Gibt’s auch Kassenzettel mit Geschmack? Die Verkäuferin, die gerade die frischen Bratwürste einpackt, zuckt zusammen. Darüber habe man noch nicht nachgedacht, aber wenn man die essen könnte? Vielleicht mit Petersiliengeschmack, zum Würzen?

Es wird noch ein langer Weg, bis auch die Druckfarbe auf den kleinen Zettelchen die passende Würze bekommt. Bis dahin würzen die Medien die öffentliche Debatte, katapultieren allerlei Empörtes auf die Zeitungsseiten. Von Vertrauen ist da die Rede: Als Verbraucher vertraue man seinen Händlern, da brauche man keine Bons. Als ob jetzt beim Brötchenkaufen das große Misstrauen ausgebrochen wäre, nur weil der Zahlbetrag auf einem Stück Papier steht.

Merkwürdig, dass es vor Jahren keine Aufregung machte, als anderswo die Kassenzettel eingeführt wurden. Da waren die Griechen pleite, und Allen war klar: Griechenland ist pleite, weil es dort keine Kassenzettel gibt und alles schwarz über die Theke geht. Da mussten plötzlich die Griechen genaue Kassensysteme bekommen und Steuern zahlen, und alle Nicht-Griechen fanden das gut und gerecht.

Der Kassenzettel hat nämlich einen Zwillingsbruder, das ist die zuverlässige Erfassung der Einnahmen, also die Ehrlichkeit gegenüber dem Finanzamt. Die nützt uns allen. Wenn jetzt ein Markthändler, der auch in Hiltrup durch seine extremen Sprüche auffällt, laut WN (Westfälische Nachrichten vom 6.1.2020) Zeter und Mordio schreit und behauptet, das Vertuschen von Geldern „passiert in der großen Politik“, dann bestätigt das nur die Notwendigkeit der Kassenzettel. „Haltet den Dieb“ zu rufen und andere zu verdächtigen, ist meist ein Ablenkungsmanöver: Je lauter der Ruf, desto verdächtiger.