Gut gemeint, schlecht gemacht
Keine Zeitung am Morgen? Kann passieren, wenn der Schnee noch hoch liegt und viel zu viele Grundstückseigentümer den Gehweg vor dem Haus nicht räumen. Der Briefträger ist genauso betroffen, und er sagt es auch: Im letzten Schneechaos vor 10 Jahren hat es besser funktioniert – da haben die Anwohner besser Schnee geschippt, da gab es mehr Solidarität.
Also sagt man im Stillen Danke dafür, dass die Zeitung in den letzten Tagen gekommen ist, und setzt sich an den Rechner. ePaper ist das Zauberwort, die WN haben es angeblich für ihre Abonnenten frei geschaltet. Am Rechner, denkt man, kann man die elektronische Zeitung in großem Format bequem lesen; wer will schon große Politik auf kleinem Smartphone-Display lesen?
Was so einfach und klar erschien, verschwimmt dann im Ungefähren. Das ePaper ist gemacht für – ja natürlich, fürs Hosentaschen-Mäusekino, für Smartphone und Tablet. Am PC erscheint eine schlecht aufgelöste Grafik, die einen ungefähren Eindruck davon gibt, was einmal eine Titelseite war. Die Folgeseiten werden in Briefmarkengröße vorgestellt und lassen sich nicht aufrufen.
Also bitte: Verständnis ist ja erste Bürgerpflicht, wenn die Zeitung nicht durchkommen kann. Aber vollmundige Versprechen sollte man besser lassen, wenn man sie nicht halten kann. Oder man sollte gleich dazu sagen: Unser Produkt gibt’s nur mit dem Microsoft-Browser – keine Zeitung für Firefox.