Autsch: Das Elend am Sonneborn

Bank am Hiltruper Spazierweg "Am Sonneborn" mit Stifterplakette und Paten-Zettel (26.11.2017; Foto: Klare)
Bank am Hiltruper Spazierweg "Am Sonneborn" mit Stifterplakette und Paten-Zettel (26.11.2017; Foto: Klare)

Eine Bank, ein Pate und der Dreck

Am Sonneborn hieß eine der Bauerschaften, aus denen Hiltrup entstanden ist. Die Hiltruper sind ja manchmal durchaus geschichtsbewusst, also musste Sonneborn irgendwie auf ein Schild. Schilder stellt man an Straßen und Wege, so wurde Hiltrups Kuss-Allee (verschwiegen, wenig Passanten) an der Polizeihochschule fix getauft und bekam ein Schild „Am Sonneborn“. Mit Erklärung auf dem Schild.

Nun ist dieser matschige Trampelpfad eigentlich eher unspektakulär, er musste aufpoliert werden. Und damit man im Sitzen besser küssen kann und alles ein wenig feiner aussieht, musste eine Bank her. Für die schöne Aussicht wurde sie eigentlich nicht gebraucht; wer sich hier niederlässt, hat die Polizei vor sich, ein unscheinbares Wäldchen hinter sich und links und rechts den matschigen Weg.

Stifterplakette der Bank (26.11.2017; Foto: Klare)

Stifterplakette der Bank (26.11.2017; Foto: Klare)

Aber offensichtlich hatte die Hiltruper Clemensschule vor 65 Jahren eine Gruppe von Knaben ausgebildet, die diesen matschigen Weg mit den allerbesten Erinnerungen verbanden. Die Erinnerungen der betroffenen Damen – damals wurde ja noch hetero geküsst – waren wohl nicht so angenehm, denn auf der Stiftermedaille für besagte Bank verewigten sich ausschließlich Männer. Und eine Partei. In der Schule hatten sie nicht immer aufgepasst, hatten wohl mehr an die Kuss-Allee gedacht und weniger an die Grammatik, „Gest. v. Schüler…“.

Brief vom Paten an der Bank (26.11.2017; Foto: Klare)

Brief vom Paten an der Bank (26.11.2017; Foto: Klare)

Diese inzwischen alten Knaben haben nun andere Interessen, zum Küssen kommen sie nicht mehr, aber die Bank! Sie steht sozusagen unbeaufsichtigt! Einer muss sich kümmern, einer muss für Ordnung sorgen. Früher pflegte die Partei von dem kleinen ovalen Schild eine Patenschaft für ein Kriegsschiff, da musste sich doch auch ein Pate für die Bank finden, wenn das Kriegsschiff denn schon abgewrackt ist. Ein Pate fand sich, still und namenlos waltet er seines Amtes. Schaut nach der Bank und ärgert sich. Ärgert sich sehr. Ärgert sich so sehr, dass er das Reimen anfängt. Seine Sache ist das nicht, Versmaß und Interpunktion müssen leiden, wo Wut in schlichten Humor verpackt wird. Schweine sind das, die da auf der alte-Knaben-Bank gesessen haben, das muss mal gesagt sein!

Nachdenklich schreitet der Betrachter von dannen. Wo bitteschön sollen die Adressaten dieser Lyrik hingehen in Zeiten von Massentierhaltung? Und werden sie die neumodische Inschrift überhaupt lesen können, wenn sie die Bank ihrem Verwendungszweck zuführen, also darauf sitzen und k…..? Besser ein zweites Schild, direkt gegenüber der Bank aufstellen? Der Pate hat noch viel zu tun.