Nun lass mal gut sein

… und den ollen Heidegger ruhen, …

…, so könnte man den Aufmacher in den Westfälischen Nachrichten (18.3.2023) zusammenfassen. Gerade hat sich die von einigen Anwohnern getriebene Aufregung um die Umbenennung der Heideggerstraße ein wenig gelegt; gerade haben alle akzeptiert, dass die Bezirksvertretung längst einen Weg zum Umgang mit dem Thema beschlossen hat, der nun einfach mal gegangen wird.

Aber es kann nicht schaden, wenn sich zwischendurch auch mal ein Historiker dazu äußert. Die WN interviewen Professor Kenkmann, und der äußert sich laut WN abwägend-ausgewogen. Nein, man muss die Dinge nicht auf sich beruhen lassen, sagt er (laut WN). Jede Generation habe das Recht, neu nachzudenken, aber bitte keine permanente Bilderstürmerei. Heidegger sei Nazi gewesen, von daher gebe es nicht wenige Argumente, ihn vom ehrenden Straßenschild zu entfernen; aber Hanna Ahrendt habe trotzdem den Kontakt gehalten. Kenkmann hat noch einen guten Vorschlag: Wenn umbenennen, dann mit Erklär-Schild. Also in Zukunft „XY-Straße“ mit dem Zusatz-Schild „Die Straße trug von 1975 bis 2023 den Namen des nationalsozialistischen Philosophen Heidegger“ oder so ähnlich. So weit, so gut – mehr sowohl als auch kann man kaum von sich geben.

Die WN machen in der Print-Ausgabe daraus die Überschrift „Bitte keine permanente Bilderstürmerei“. Die Online-Version spitzt die Tendenz dann noch zu, indem sie die entsprechende Textpassage – in der Printversion am Ende des Artikels – prominent nach vorn holt. Diese Art der Zusammenfassung verfälscht die ausgewogene Position Kenkmanns im gesamten Interview. Deutlicher konnte die WN ihre Position kaum formulieren – oder war es nur eine sehr verunglückte, sehr missverständliche Formulierung?